Seite:De Zimmerische Chronik 2 640.jpg

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Wernher, von der herrschaft vor Wald verkauft, verwarloset und hingeben, sonder herr Gotfridt Wernher hat zu der zeit und namlich anno . . . dem frawencloster zu Oberndorf im Thal ain mülle, sampt irem weinwachs zu Rotenburg am

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Necker und anders ohne alle erheblich ursach oder vorgende not verkauft. Wie das gelt angelegt, oder ob es dem closter seie nutzlich gewesen, das hat sich hernach wol befunden. Es ist vor jaren solch closter mit järlichen renten und gülten zimblichen versehen gewesen, und in betrachtung,

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das er gar nahe in allem deutschen landte, bevor aber am Necker, ganz wolfail gewesen, dann ainer vor jaren ein herrenmal umb drei creuzer hat zu Oberndorf kinden einnemen, haben sich biß in die vier und zwainzig closterfrawen, mertails alle vom adel, darin enthalten kinden und

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haben kain mangel, sonder, wie man sprücht, genug gehapt. Was für guet leben, sover anders das für guet leben zu achten, in disem closter gewesen, ist sonderlich bei dem abzunemen, das vil adels ab dem Schwarzwaldt und am Necker in disem closter den ufritt gehapt, und het domals

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mit gueten ehren und der warhait vilmehr des adels hurhaus, dann des adels spittal mögen genempt werden. Vor andern haben die von Ow, Rosenfeldt, Brandegk, Stain, Newneck vil gelts darin verthon, und hat dise hoche schuel bös ehemenner und unnutze kindsvätter geben. Beschaint

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sich an dem. Es sein uf ain zeit vil vom adel und guet gesellen im closter gewesen, die haben ain abentdanz zimlich spat gehalten. Hat sich mit fleis ohngeferdt begeben, das in allem danz die liechter sein verlescht worden. Do ist ain wunderbarlichs bläterspill entstanden und sich

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menigclich anfahen zu paren. Under anderm ist versehen worden, das die thürn verhept und kain prinendt liecht in sal kommen, noch gelassen. Und gleichwol aldo niemands verschonet worden, so hat sich doch niemands ab dem andern beclagt, allain ain edelman under dem haufen, dem ist in

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seim sinn ein widerwertiger casus begegnet, dann er in ainer ungedult, wie er vermaint, die zeit sei im zu kurz und man werd villeucht bald ain liecht einhertragen, überlaut geschreien: »Lieben freundt, eilendt nit, lassendts noch einmal umbher geen! ich hab mein schwester erwüschet.«

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Nit mag ich wissen, was er hernach für ain gestin überkommen. Es ist kain eilen bei inen gewesen, sonder haben inen gleichwol der weil gelassen. Aber quid faciant domini,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite xxx. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_640.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)