Seite:De Zimmerische Chronik 3 005.jpg

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und übels ire nachkommen und erben hiemit anstiften möchten, dardurch auch ir geschlecht in spott, unehr und höchst verderben gefürt künd werden, darumb sich beraten, das sie des stains und seiner tugent und kraft sich wolten

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verwegen und verzeihen, und damit warfen sie den stain ainhelligclichen in den ursprung der Blaw, welcher dann vil claffter dief, und niemands sorgen darf, das in etwar widerum vom grund herauf bring. Man sagt, als der römisch könig Ferdinandus das land zu Würtenberg noch ingehapt, do hab er

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ob anderthalb hundert claffter dief an schnüren lassen[1] hinab messen, aber man hab kainen grund noch erraichen künden. * Solcher unrainer gaister sein vor alten zeiten vil gewesen, die welt betrogen und wunder haben gestift, als wir finden im stift Baderborn[2] beschehen sein anno 1383 under

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bischof Simon, war ain graf von Sternberg[3]. In selbigem stift het der graf von der Mark ein edelman under im sitzen an der Rur, hieß Nebling[4] von Hartenberg. Dem kam auch unversehenlich ein sollich gespenst ins haus, redt mit im und andern, gab antwort uf die fragen, kunt allerlai

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saitenspill über die masen wol, spillt auch im prett, dergleichen aß und trank mit inen, vilmals legt er sich zum edelman ans bet über nacht. Es kamen vil gaistlicher und weltlicher personnen zu im, umb wunders willen und damit sie ine hörten. Den gab er allen red und antwort und von

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seltzamen sachen, iedoch, so in die gaistlichen oder die gelerten von seinem statt und wesen zu vil wolten fragen und erkundigen, alsdann zaigt er aim iegclichen an das gröst laster, so ieder all sein tag begangen het. Dardurch wurden sie verursacht, schamrot zu schweigen und ine weiter nit zu

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fragen. Aber den edelman warnet er zum dicken mal vor dem überfahl oder zukunft seiner feind und widerwertigen, zaigt im auch mitel und weg an, wie er inen entweichen[5] und begegnen megte. Er nennet sich selber künig Goldemar[6], ließ sich aber gar nit sehen, aber die hendt, wer es

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an ine begert, ließ er im angreifen; die waren ganz lindt und zart, gleicherweis als ob einer ain maus angriff. Under anderm saget er denen, so umb in waren, der Christen


  1. lassen] hs. hassen.
  2. Baderborn] hs. Badenborm.
  3. Sternberg] hs. Stemberg.
  4. Nebling] s. Liebrecht in Gröber's Zeitschrift f. roman. Philologie IV, (1880), 372.
  5. entweichen] hs. entweihen.
  6. Goldemar] s. Grimm, Irische Elfenmärchen LXXXII, LXXXV, XCVIII; Grimm, Die deutsche Heldensage s. 174; Gödeke, Grundriß s. 52 und 1153.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_005.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)