Seite:De Zimmerische Chronik 3 011.jpg

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saß doch der Hutgen in der laus. Der fieng an ain gerumpel oder klopfen oder thett inen sonst sovil boshaiten, das sie nichs schaffen kunten, und muest des kaufmans fraw ires undanks und auch wider iren willen frum sein und

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bleiben, so lang und der kaufman, ir hauswürt, in der rais war. Als aber derselbig nach langem erst wider haim kam und in sein hausfraw und die kinder [643] mit grosen frewden und vil bellezierde empfieng und grüeßten, so stehet der Hutgen neben inen und lachet findlich, sprücht zum

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kaufman: »In deinem abreisen von hinnen hastu mir dein weib und kinder, auch haus und hof entpfolhen. Das hab ich getrewlich gethon, das sihestu izunder augenscheinlich, aber mit hüetung und ufwarten [deiner hausfrawen][1]wurstu mich nit mehr dahin bewegen, dann ich gar übel zeit, sie

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zu verwaren, mit ir gehapt; ein ander mal befilch[2] sie aim andern, der unverdrossner und sonst weniger zu thuen hab, dann ich, ich wils hinfüro nit mehr thuen.« Dergleichen wunderbarlicher sachen hat diser Hutgen ain lange zeit zu Hildeshaim verpracht. Ine hat bischof Bernhart von

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Hildeshaim, war ain graf von Rotenburg, ußer dem ganzen stift verbannet, und über etliche jar darnach do kam ain kaufman von Hildeshaim geen Ach, da sahe er den Hutgen[3] under dem volk umbhergeen. Der Hutgen sprach ine bittend, er wellt ime des bischofs huld wider erwerben, das er ins

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bischtumb, darauß er verbannen, wandlen mecht. Aber es mechts der kaufman bei dem bischof nit erhalten. Das ich aber von diser materia laß und widerumb uf unsere sachen kom, so haben zwen knaben zu Mösskirch in disem 1533 jar einandern baide die augen außgestochen.

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Das ist der gestalt beschehen. Sie haben mit ainandern, wie die kinder pflegen, geschimpft, und als der ain dem andern mit spitzigen hölzlin in die augen gestupft, do hat der ander dem die augen mit gleichförmigen spitzigen hölzlin auch außgestochen, wie man dann sagt, das bei wenig jaren

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im Riß zwen knaben, so des vichs im veldt gehüetet, einandern die schellen haben abgeschnitten. Dann wie der ain hat geschnitten, hat der ander auser anreizung des bösen


  1. deiner hausfrawen] fehlt in der hs.
  2. befilch] hs. beflich.
  3. Hutgen] die quelle für diese geistergeschichte ist wohl Trithemius, Annalivm Hirsavgiensivm Tom. I. (1690) 395—397; s. auch Weier, De Praestigiis Daemonvm. Von Teuffelsgespenst, Zauberern vnd Gifftbereytern s. 64—66; Grimm, Deutsche Sagen (I) s. 97, no. 97.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_011.jpg&oldid=- (Version vom 20.6.2018)