Seite:De Zimmerische Chronik 3 058.jpg

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man sein tag gewest, der auch, so wenig er seiner geprüeder, graf Christofs und graf Felixen, gemüet und art an ime gehabt, so wenig hat er inen auch gleich gesehen. Ime ist Jungnow zu seinem tail worden, da ist er bliben biß

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unlangs vor sein todt. Er name in seim alter ain freiin von Gundelfingen, war des letzsten herr Schweikarts schwester, het vorhin ain freihern von Brandis gehapt, und das beschach in ainer hirßfaiste zu Sigmaringen, als das frawenzimmer auch uf den hirßplan gefaren, wie sich dann

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gemainlich guet hendel uf und bei den hirßplönen begeben, das ain wunder sollte nemen, das die herrn so dorecht, sich selbs und irer verwandten und geliebten ehrn nit bösser bedenken, auch in jungen, angenden leuten manicherlai nachgedenken pringt. Also uf eim sollichen hirßgeschrai macht

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sich diser alt Chremes zu der jungen witfrawen; die warden des kaufs ains, dessen sie baide hernach sampt der freundtschaft gerow, aber es war beschehen. Er überkam kain kindt bei ir und starb zu Jungnow anno 15[22][1], ligt zu Trochtelfingen begraben. Man sagt von ime, er sei

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ainsmals geen Überlingen uf ain grafen- und herrentag geritten; nun haben aber die von Überlingen under den thoren domals guet wacht lassen halten und menigclichen, der auß oder ein passiert, gerechtfertiget. Also da graf Hanns mit seinen dienern under die thor komen und hinein wellen

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reiten, ist der, so darzu beschaiden, herfür gedretten und gesagt: »Herr, wer sein ir? meine herrn vom rath wellens wissen.« Graf Hanns hat im darauf kain antwurt geben wellen oder sagen, wer er seie, sonder gesprochen: [1288] »Dess einher, mein lieber man! dess einher! du sichsts

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wol,« daran der ander nit ersettigt und wider gefragt. So hat im dann graf Hanns vorige antwurt wider geben und ist nichs desterweniger imerdar fort geritten. Also haben die andern thorhüeter disen quidam dem grafen lassen nachschreien und sich der sach nichs angenomen, dann sie wol

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gesehen, das es ain ansehenlicher herr gewesen. So er befragt, wo im das oder jenes herkeme, pflag er zu sagen: »Mein deschlin gipt mir das« und schlueg damit uf sein deschlin. Gleichwol er das nit ußer dorheit thette, wie einest ein graf von Castell, der vor seinen freunden ime


  1. 15[22] die minderzahl ergänzt. Er starb nach dem epitaphium zu Trochtelfingen den 9 Juli 1522; s. auch Vanotti a. a. o. genealogische tab. IV.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_058.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)