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graf Christof, mit todt abgangen, do het sie niemands mehr zu Sigmaringen, der sich iren anname; zu dem sie bei grave Friderrichen von Fürstenberg von wegen der ansprach kein platz het, so belude sich grave Carl von Zollern und sein

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fraw muetter ir auch nichs. Derhalben, dieweil sie niemands mehr het, der handt ob ir hielt, und dann die nonnen zu Hedingen von wegen ir wunderbarlichen und seltzamen weis ir ganz urdrutz und gern abgewest weren, do fure sie widerumb hinab geen Gailndorf zu irem son, schenk Wilhelmen.

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Sie hat noch etliche jar daselbs gelebt, in der weil ir geliebter son, schenk Hanns, auch mit todt also verschaiden, unverheirat. Mitler weil und sie zu Gailndorf gewesen, do ist sie vilmals zu irer dochter, der grefin von Werthaim, der witfrawen, geen Werthaim oder Breuberg kommen, auch

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zu zeiten lang bei ir bliben. So ist dann alles gesündt ab irer zukunft erschrocken, dann sie ließ nichs unberedt fürgeen. Insonderhait da sie sahe, das etwan das gesündt oder die megdt waidlich aßen oder dranken, so hett sie, gleichwol es in aim frembden haus war, ein groß betauren

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darin, das sie mehrmals zu irer dochter sprach: »Botz musiga muß! dochter, wie fressen deine megt und suffen so feindlich!« damit sie bei dem gesündle nit wol verdient, auch wenig gunsts hett. Man sagt glaublich, das ir leibliche dochter, fröle Agnes[1], war im closter zu ..., einsmals zu

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ir geen Gailndorf kommen. Der hab anfangs ain wein insonderhait wol geschmackt, hab ir die fraw muetter befolchen, sie soll darnach schicken, wann ir geliebe; seie aber unlangs der alten ain anders zu sinn kommen und ein betauren darin gehapt, derhalben einsmals zu der dochter

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gesagt: »Botz musiga muß! mein Agnes, wie suffestu dises weins so teufenlich!« Das guet frölin, das gleichwol in langer zeit bei ir nit gewesen, ist darob erstutzet, hat das überig wol verstanden, ist baldt darnach mit fuegen von ir abgeschaiden und wider in das closter zogen. Sie hat ainsmals

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ir dochter, die witfraw zu Werthaim, angesprochen, ir ain guete magdt zu dingen und die geen Gailndorf zu schicken. Das hat sie gethon und ir aine gedingt, hieß das Engelge, aber sie kont sich mit derselben magdt auch nit vergleichen, dann sie auch zen hett [672] und umb sich hiebe, darumb

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gab sie ir bald widerumb urlaub, schickt[2] sie der dochter


  1. Agnes] s. die anmerkung zu 25 auf s. 62.
  2. schickt] hs. schick.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_065.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)