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ainer rauchen rede: »Wie, herr Hanns, was hab ich umb euch beschult, das ir mich, der doch ewr herr bin, so ußgießen und verklainern? Ist das ewer erkantnus?« Wer erschrack übler, dann der pfaff? es mocht im onmechtig sein

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worden vor forchten. Darumb fiel er herr Gotfridten Wernhern zu füeßen mit ufgehebten und zugelegten händen und bat umb verzeihung. Herr Gotfridt Wernher name sich an ains unwillens und zorns, aber sein brueder, herr Johanns Wernher, der verglich die sach und wardt ain gelechter

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darauß. Mit sollichen und dergleichen handlungen muest sich der pfaff vil erleiden. Es ward im ainsmals bevolchen, Ingelswis die kirchen uf die gebannen feirtag und so das die notturft sonst erfordert, zu versehen, welches dann beschach. Das wardt nur herr Johanns Wernher gewar, und

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als er aines mals seinen brueder, herr Gottfriden Wernhern, zu Mösskirch haimsuchen wolt, do stand er am fürziehen zu Ingelswis ab und gieng unversehenlich in die kirchen hinein, dann er wol wust, das herr Hanns in der predig. Do erschrack der pfaff so übel ab seiner gegenwürte, das er

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einsmals irr wardt und nit wust, was er sagen sollt, und erstumet ain guete weil. Aber er erhollet sich zuletst wider, sprücht in großem zorn, gleichwol mit niderer stim: »Ich main, es hab euch der teufel herein getragen; beim lebendigen Gott! ir sein all kain nutz« etc. Solche hendel sein

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dozumal also fürgangen und ist nur questio gewest a faire bon temps, wie man sagt. Umb dise jar wardt herr Gotfridt Wernher weilunt graf Eitel[676]friderrichs von Zollern, so zu Pavia anno 1525 gestorben, kündern an graf Christofs von Werdenberg stat zu

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eim vormünder geordnet. Solche vormundtschaft er etliche jar neben herr Gangolfen von Geroltzeck versehen, gleichwol er bei den pflegkindern wenig danks, wie hernach volgen wurt, erlangt hat. Sollt eim ieden ain warnung sein, sich leuchtlichen in kein vormundtschaft einzulassen, do es

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sonderer verwandtnus halb nit sein müst. * [1504] In diser vormundschaft begab sich ainsmals, das herr Gottfrid Wernher von gemainer fründschaft zu margraff Phillipsen von Baden warde abgefertiget. Wie er nur gen Baden zum fürsten kame, ward er anfangs ganz

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gnedigclichen entpfangen und gehalten und verhert inne der fürst selbs. Dieweil aber herr Gotfrid Wernher den fürtrag thete, in dem aber dem fürsten kain ander predicat gab, dann


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_072.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)