Seite:De Zimmerische Chronik 3 108.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


in unsern landen besessen, das sie nur die reichen Möttelin sein genempt worden und irer überschwenklichen reichtum halber (für burgersleut) obgehert sprichwort von inen entstanden. Aber wie es uf allem ertrich mit dem zeitlichen

5

zugehet, das ist den Möttelin auch begegnet. Es sein ungeradt, unnutze leut under inen gewest, die haben die güter ains nach dem ander ganz liederlich verthon. Zu Ravanspurg haben sie ain aigens thor in der statt gehapt, sein aber schier die nachkommen gar nahe umb alle ire güter

10

und gerechtigkaiten verschalten, doran sie doch selbs die meist schuld tragen. * In obbemeltem 1539 jar hat sich ain sorgcliche sach mit aim lecherlichen ußgang zu Mösskirch begeben; dann in selbigem jar, als vil sorgclicher und gefärlicher wetter

15

im sommer zu Mösskirch sich ereugt, do hat uf ain zeit bei nacht das wetter in alten spittel geschlagen, und als der stral seltzam und abenteurlich im haus umbher gefaren, ist er letstlich zu eim kranken spitaler, genannt der alt Klenker, ins bet kommen. Dem hat er das har an

20

heimlichen orten allerdings, als ob es beschoren wer worden, hingesengt, und wiewol der arm man gar nahe biß uf den todt von disem kalten stral ist erschreckt worden, nochdann hat sich der stral gleich darnach verloren, das niemands gewist, wohin er kommen, und ist also [692] dise grose

25

gefar ohne weitern schaden, weder des armen mans, oder auch des spittels, zergangen. Das ist also in obbemeltem jar warhaftigclichen beschehen. Das aber das wetter oder der stral sollichs so wunderbarlich vermege, dessen ist nit ain kleine anzaig, das in anno 15 . . zu Wolfegk das wetter

30

helles dags in Mathissen von Burgows, des obervogts, gemach eingeschlagen. Wie es nun seltzamlich in der stuben in beisein des Burgowers umbher terminirt, do hat es letstlich seiner rapir eins, so hünder aim cästle gehangen, in der schaiden wunderbarlichen, als obs ain blei were,

35

geschmelzet, wie das noch zu sehen ist und zu Zimbern im schloß zu langwiriger gedechtnus in der wundercammer behalten wurt. Der schaiden ist an selbigem verletzten ort wenig beschehen, nit anderer gestalt, als ob die schaiden an der ainen schneiden zerstoßen were, aber alles silber

40

am gefeß ist herab geschmolzen; und do der Burgower nit ohne geferdt die fenster geöffnet, het er dunsts halb ersticken müesen.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_108.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)