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iezundt aber im umbherkeren war das eis aller gebrochen und war zum allersorgclichisten, seitmals das eis in allem gang, darzwischen in schiffen zu faren. Es ward im von menigclichem, bevoraber von den schiffleuten widerrathen,

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sonder er sollte noch die selbig nacht sampt dem hernachvolgenden tag zu Reinhausen verbliben, biß das eis verstrichen und sie in mit minderer gefahr hinüber bringen möchten. Aber er wagts abermals im namen Gottes, sas in ain cleins schiff und ließ sich hindurch fieren. Was

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groser gefahr er damit überstanden, ist allain ußer dem abzunemen, das ob den hundert mentschen uf dem Rein und den großen eisschemeln gestanden und das eis in der größe wie die heuser vom schifflin haben abgewisen. Dasselbig ist von gnaden des allmechtigen glücklichen durch

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und neben den großen eisschemeln hindurch kommen, dess sich menigclichen hoch verwundert gehapt; dann so das schüfflin mit dem wenigisten von eisschemeln wer angetroffen worden, het es das ohne alles felen umbgekert. Aber, wie man sagt, so last der allmechtig die seinen nicht und

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kan sie wider menigclichs verhoffen salvirn und erhalten. Also kam herr Wilhelm Wernher die selbig nacht geen Speir und thette dem künigreich, wie ander, beiwonung. Und in kürze hernach kam graf Jacob von Bitsch geen Speir, der luede herr Wilhelm Wernher, auch sonst vil

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ehrlicher leut, insonderhait den ainen burgermaister alda, genannt Adam von Berstain. Der war nur ein sollicher holtselliger, anmuetiger und schimpfiger man, das er bei chur- und fürsten, auch mertails graffen und herren in sonderlichem ansehen, die in alle umb sich haben wolten. Er

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wuste sich auch zu halten, darab menigclichen zufriden. In allem essen trib der Berstain vil schimpfiger bossen, insonderhait aber, als ain tracht ufgesetzt, waren große gebratne pieren in ainer süeßen brüe, mit vil zucker und zimmet übersehet, so erwischt Berstain derselbigen biren

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eine, scheubt die ains mals in mundt, als ob er die verschlucken welle. Es ist aber kaum ain dracht zu finden, die so ain lange zeit die hitz behelt, als gebrattne biren oder öpfel. Also beschach dem Berstain auch. Er vermaint, seitmals das essen lang uf der taffel gestanden und

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niemands das wellen angreifen, es wer gnugsam erkaltet, darum er auch das essen mit ainem schimpfbossen wolt anfahen. Aber sein anschlag fält im, die bir war noch un-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_120.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)