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ein ursach.« Letstlich ist er ungern am cammergericht verhart von wegen der gefärlichen leuf im reich, auch das die cammergerichtspersonnen so verhast waren bei den stenden der augspurgischen confession. Darumb, so ein

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beschwerliche sach fürfiele, sprach er: »Het ich meinen bettel und meine lumpen doheim, ich waiß wol, was ich thuen wellte.« Er ist letstlich zu Speir gestorben und hat von seiner hausfrawen, war des alten Reinharts von Newhausen dochter, zwo döchtern verlassen, die in geerbt haben. Ein gueter

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catholicus ist er gewesen und het sonderlich vil uf sant Johanns segen; sprach, zu welcher zeit man eim ain drunk bütte in sant Johanns namen, sollt das keiner abschlagen. Erzellet dessen ain historiam, die sich warhaftigclichen zu der zeit, als er ainest zu Bononia studirt, daselbs begeben,

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namlich weren etlich vom adel, studenten, die er mit namen anzaigt, von Bononia abgescheiden, der mainung, wider nach Deutschlandt zu raisen. Denen het er, auch andere, das glait uf ain halbe tagreis geben, wie in sollichem fahl der studenten geprauch. Zum abstandt hetten sie alle nach

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deutscher gewonhait wol gezecht, weren nach dem imbiß von ainandern geschaiden, auch er und seine gesellen wider geen Bononia geritten. Im abscheiden[1] hetten sie einandern s. Johanns segen zu drinken dargebotten und all getrunken biß an ain jungen edelman, der hett das kurzum nit thuen

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wellen. Also weren sie von ainandern geritten, und desselbigen tags war des jungen edelmans ross in eim kleinen wasser mit im zu haufen gefallen [702] und were der edelman angesichts aller seiner gesellen und mitgeferten, die im auch so geschwindt kein hilf beweisen kunden, ertrunken.

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Bei wenig jaren und zu unsern zeiten, nemlich anno 1534, do sein vil bauren bei ainandern gewesen uf ainer kirchweihe zu Rottenacker. Uf den aubendt, als sie all sat gewest, wie laider gebreuchlich uf den kirchweihinen, das man vil mehr von des weins und gefreß, dann umb Gotes oder

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bettens willen zusamen kompt, do ist ainer under den pauren von den andern abgeschaiden und hat wider heim keren wellen. Dem hat ain anderer zu drinken gebotten und gesprochen, er soll hiemit sant Johanns segen drinken. Diser sprücht: »Fürwar, ich hab disen ganzen tag sovil gedrunken,

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das ich gar nit drinken mag, iedoch will ich sant Johanns


  1. abscheiden] hs. abschneiden.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_124.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)