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inen in grosem ansehen, erlangt er die leuchtlichen. Darauf wardt der jung herr daselbs mit etlichen vom adel, wie gepreuchlichen, ufgeschworen, der auch gleich darmit possess nam. Der zeit war ain alter hüneresser, ein tomherr, uf

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dem gestift, hieß von seinem geschlecht der Krauch, der letst des namens, an den waren alle oblegia oder des [710] stifts lehen von seines grosen alters wegen angestorben. Nun füegt sich eben, das der selbiger zeit starb, also das die oblegia alle wider dem capitel haimfielen. Welcher nun

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dozumal tomherr und im capitel, auch der die statuta erlegt, der war auch in der zal, solcher oblegien, so ers erlepte, fechig zu sein. Hierauf herr Wilhelm Wernher sein brueder mehrmals trewlichen und brüederlichen anmanet, mit dem gelt in gepürender zeit nit zu verziehen, sonder

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seinem son zu guetem fürderlichen zu erlegen. Aber er sagt hiemit aim dauben ain merlin, wie man sprücht, dann es kam der alt herr in ain solchen streit, das er das gelt mit fleis ufzoge. Damit wardt die sach versaumpt und muest der jung herr der ursach halb ußer denen oblegien

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bleiben; hat im über etliche jar an seinem järlichen einkommen wol etwas abgangs gebracht, aber es war beschehen. Es haben sich domals die domherren solcher großen liederlichkait nit wenig verwunderet. Es ist auch uf dem gestift zu Speir der geprauch, das ein ieder domherr

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zwai jar mueß seiner prebend carrieren und darf nit residiren. Dieselbig zeit mueß er uf einer hochen schuel sein und wurt so streng gehalten, das er daselbs nit darf in den zwaien jaren ein nacht ußer der statt bleiben. Dessen mueß er vom rectore, auch etlichen vom adel briefliche urkunt,

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das dem also sei, bringen, das haist, das biennium complirt, alsdann wurt er zu der residenz zugelassen und vor nit, und da das biennium nur an der letsten nacht het gefelet, mueß ers davornen[1] wider anfahen; ist in suma ein lauterer geit, gleichwol es ain feins deckenmentele hat. Wie nun herr

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Johanns Christof sein biennium auch complirn solt, do begerten die herren alle baid an irn herrn vattern, das er sie in Frankreich gen Burges, alda dann der Alciatus[2], Ansovinus[3], Antonius Caimus, ser trefenliche, gelerte menner, auch sonst vil fürnemmer Deutscher vom adel und der burger-


  1. davornen] hs. davonen.
  2. Alciatus] hs. Aliciatus; über ihn s. Jöcher, Gelehrten-Lexicon unter Alciatus, Andreas.
  3. Ansovinus] s. oben s. 54, 13 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_141.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)