Seite:De Zimmerische Chronik 3 146.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


sie zu Herd im closter, aldo der probst inen mit sipschaft verwandt, bliben. Do hat ir dieselbig nacht urscheidenlich getraumpt, man jag sie im kreizgang nach einer todtenbar. Was soll geschehen? Des andern morgens raisen sie frisch

5

und gesundt von dannen. Uf der hochzeit übertrinkt sich der von Remchingen, wie dann laider ain böser brauch in allen deutschen landen mit disem schedlichen laster, das er krank wurt. Kompt am umbherziehen wider geen Herdt, vermaint daselbs gesundthait zu erlangen. So nimpt aber

10

die krankhait dermasen überhandt, das er am achtenden tag darnach stirbt und alda begraben wurt. Also wardt der gueten Juliana von Sulz ir traum nur zu baldt war, dann sie gieng und belaitet die bar ires lieben hauswürts durch den kreuzgang zum grab, wie ir getraumpt het. Es eröffnet

15

auch der allmechtig manichmal durch ain traumb wunderbarliche und verborgne ding, darumb darf man keine alte exempel herfür ziehen, sonder was sich bei unsern zeiten in wenig jaren in unserer landtsart zu Costanz desshalber begeben. Als die statt Costanz vor jaren vom catholischen

20

glauben abgefallen und den zwinglischen angenommen, do haben sie nach abweichen des tomcapitels den tomb ingenommen, alle clinodia und kirchenzierden[1] in iren gewalt gebracht, welches eins grosen schatz werd gewesen. Das hailtumb haben sie alles in ain truchen zusamen geschitt

25

durchainandern, doch zuvor alle briefle dorabgezert und das durch gar wenig vertrawt personnen heimlich an ain verborgen ort in kreuzgang begraben. Das ist nur bei den zweinzig jaren und darab daselbs verporgen gelegen, das kein mensch hievon wissens gehapt. Nun ist ein tombherr

30

daselbs gewest, herr Melcher von Bubenhofen, ein [713] erlicher herr, dem ist in ainer nacht das ort im creuzgang, do das hailtumb vergraben, ganz aigentlichen fürkommen. Das hat er im capitel fürbracht, auch erhalten, das man gesucht. Hat man die truchen, wie oblaut, gefunden, und

35

ist das hailtumb im stift noch vorhanden, gleichwol die zetel und geschriften darvon. Aber bei Got ist es alles hailtumb.

Aber es het zu Burges ein alten medicum, hieß doctor


  1. kirchenzierden] ein verzeichnis des domschatzes zu Constanz vom jahre 1343 ist nach einer handschrift der fürstl. hofbibliothek in Donaueschingen mitgetheilt im Serapeum XXV, 177—186.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_146.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)