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bern, als nach den grafen von Gleichen seine nechste verwandten, zu eim erben zu machen, auch ime etliche canonicata und anders, die er nit konte verdienen, zu resignieren, und warlich, ich glaub, waverr sich herr Johanns Christof

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hinfüro in seinem willen gehalten und mit der klaidung und anderm nur hette dem alten augendienet und temporisirt, es were ad effectum kommen, dann es ime der alt herr entlichen het fürgenommen, wie das des alten herren caplon, scherer, kemerling, schreiber und die ander gehaimesten

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diener glaublich anzaigten. Aber das glück war herr Johanns Christofen domals nit bescheret, und erfand sich war sein, das nit allain ain gueter anfang in allen sachen nottwendig, sonder [719] es muß auch behart sein. Grave Christof von Gleichen war ein listiger, geschwinder graf; der wuste solichs

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in keinen andern weg zu verhündern, dann sub specie amicitia et familiaritatis nam er sich herr Johannsen Christofs vil an, zohe in zu sich, das er hünder die cölnische missge kam. Wann der alt herr maint, er gieng in tomb in die mettin, so gieng er darneben, und anders; geriet im dannost,

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das in Got so wol bewaret, das er nit die Franzosen fürschluege, wie die graf Christoffen hauffecht zu teil warden. Das alles gieng dannost noch daugenlich und mit ainer zimlichen gotzforcht zu, wie man sprücht, si non caste, tamen caute[1], alle dieweil er noch zu Cöllen war und vom

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preceptore noch ein entsitzen haben must. Wie es aber hernach sei zugangen, darvon waiß ich nit zu reden, laß es bleiben, dieweil ichs nit gesehen oder darbei bin gewesen. Es ist aber auch zugangen, wie der poet Horatius[2] darvon sagt:

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»Imberbis juvenis, tandem custode remoto,
Gaudet equis canibusque et aprici gramine campi;
Cereus in vitium flecti, monitoribus asper,
Utilium tardus provisor, prodigus aeris,
Sublimis cupidusque et amata relinquere pernix.«
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Das waiß ich aber wol, das hernach des alten graven

sinn und gemüet ist umbgekert und verwandlet gewest, wie man ain hendtschuch umbkert, vil ainer andern mainung. Was soll ich darvon sagen? Es ist keinem teil nichs darvon worden. Grave Jörg von Gleichen, das mendle, den herr


  1. caute] s. Binder a. a. o. 3122.
  2. Horatius] s. De arte poetica, vers 161—165.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_158.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)