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gesell und herr Wilhelm Wernhern, auch der ganzen gesellschaft wol bekant. Darein fürt herr Wilhelm Wernher den doctor. Es waren aber im selbigen haus noch zwo haushaltungen, also das die inwoner die erst hausthür

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gemainlichen gebrauchten, nachgends im haus unden het es noch drei thüren, zu ieder haushaltung dienstlich. Wie sie nun zu der ersten thür hineinkammen, fünden sie die andern drei beschlossen; also geet herr Wilhelm Wernher eilends zur euseresten thür wider hinaus, schlecht die nach im zu

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und last also den doctor zwischen den vier thüren beschlossen und gefangen. Der doctor war übel zufriden, begert an den herren, er sollt in widerumb ußlassen; der kont aber sollichs nit thuen. Der doctor versucht sein hail an allen thüren, aber es war vergebens. Letstlich hetten die

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im haus etwarn frembden hören reden und boldern, derhalben kamen iren etlich mit lüechtern, zu erkundigen, wer doch so spat im haus umbher terminierte. Also fanden sie den gueten alten doctor an der thür umbher kratzen, der kont die nit ufthuen. Sie fragten in, was er alda thette

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oder wie er aldahin komen were. Sprücht er: »Lieben herren, verdenken mich keins bösen stucks! mein herr von Zimbern hat mich einher beschlosen und ist darnach von mir geflohen.« Also sahen sie wol, das er in allweg ein unschedlich man, und waren zufriden. Damit beschloßen

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sie im wider uf und liesen in wider hinhawen. * [1221] Diser Renhart Benedict ist über seine sibenzig jar kommen; man vermaint, es haben in die hemerodies bei so langem alter erhalten. Drei eheweiber hat er gehapt; die dritt ist noch ganz jung, doctor Themars dochter

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gewest. Dieselbig ist am achtenden tag, ehe [1222] dann herzog Ott Hainrich, der curfürst, mit tod abgangen, mit ainer umbgefallenen maur an der tomsengerei zu Speir dermaßen bedeckt worden, das sie darunder biß an den dritten tag gelegen. Als sie nur von iren elter gemanglet, hat sie ain

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alter knecht under dem stainhaufen gehert und gefunden. Sie ist on allen nachtail herauß gepracht und von menigclichen für ain besonders wunderwerk Gottes geachtet worden. Bald hernach hat man sie obgehertem Reinharten, apoteker, verheurat. *

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Es ist noch ain gemain ding an vil orten mit den momereien, so doch uf dem boden nichs nachtailigers mag den gueten sitten erdacht werden, insonderhait do man die


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_190.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)