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schefflin mitfürt, das ist, das einer sein weib, dochter, basen oder verwantin mit nimpt. Es bringt nichs guets. Alle bueberei wurt in den momereien ußgericht; was man sonst nit kan zu wegen richten oder uf die pan bringen, das

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understeet man in den momereien; es hats niemands, dann der bös gaist, erdacht. Was wunderbarlicher exempel weren desshalber zu vermelden, da einer ain fromen frawen oder dochter hat mit sich in die momerei genommen und hat wider ain huren haim gepracht. Man sagt auch, es seie

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des bösen gaists mastung, solche momereien zu befürdern. Ich höre glaublichen sagen, das in einem banket zu Preußen bei wenig jaren cöstliche momereien seien gehalten worden; nach solchen ist ain cöstliche momerei kommen, die cöstlichkait und zierde halben die vorgenden alle übertrofen.

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Man hat sie nit kennt; sie haben ain danz oder zwen gethon, sein darnach widerumb abgeschaiden als züchtig. So baldt sie ußgelassen und für das thor kommen, hat einer under inen ein windlüecht erschat und gesagt: »Durchs feur!« und hiemit ist es alles zu feur worden und mit grosem

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verwundern aller zuseher vor iren augen verschwunden. Er [Hanns Kühorn] gieng bei herr Jörgen Pauren auch zu disch. Da war neben andern doctoribus und vom adel ein Meichsner, ain Könritz, genannt Andras, het in Italia doctorirt und war ain rechts seidins mendle, heraußgestrichen

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und gebutzt, als ob er iez ußer der laden gieng, wie man sprücht, als dann der Sachsen und insonderhait deren Meichsner art und manier, das sie vil uf die claider und hoffart legen. Es kam uf ain zeit [737] ain sechsischer reuter, genannt herr Johann Dolze[1], geen Speir; den het

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sein herr, der churfürst von Sachsen, dahin geschickt. Den lued herr Andres von Könritz als sein lantsman und sondern bekanten in her Jörgen Bauren haus und understande sich, im sonderliche ehr zu beweisen. Herr Johann war gleichfals gespigelt und cöstlich claidt, wie der Cönritz, auch het

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er ain große guldin kettin mit braiten guldin ringen am hals; damit thett er vast brangen. Wie nun die herren ainandern zugesprochen und, wie man pfligt, einer ußer dem gemach, der ander darein get, füegt sich, daz herr Wilhelm Wernher ohne alle geferdt ein kleins messins leuch-


  1. Johann Dolze] über diesen Johann von Dolzig, ritter, s. Gauhe, Adels-Lexicon II, 203—205.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_191.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)