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fallen und sterben; soll auch user einer verborgnen gaistlichen ursach herkommen. Wer will dann ursach finden, das uf keines Juden haus die storken nisten? und da ein Jud in ein behausung zeucht, darauf die storken, so

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verlassen sie doch das nest und fliegen darvon. Man findt wol kirchen in frembden nationen, darin kein muck nie gesehen. Was will man aber solchs user ferren landen vermelden, so wir solichs in deutschen landen und in unserer gegne warhaftigclichen finden, namlichen zu Newburg am

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Rein, under Costanz im Tirgow gelegen. Dasselbig schloß ist vor jaren der freiherren von Hewen gewesen; da soll uf ain zeit ain farender schueler hinkommen sein, der ist uf sein begern ingelassen und wol tractirt worden. Dieweil es aber damals sommers zeiten und er, auch die andern in

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aller hitz von den mucken sein molestirt worden, soll er sich im abscheiden dankbar erzaigt und alle mucken ußerm schloß verbannet haben, mit der vertröstung, das solch schloß zu ewigen zeiten der mucken frei solle sein, und noch zu unsern tagen sollen selten und deren gar wenig

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mucken alda gesehen werden. Das ich aber widerumb uf die ratzenmateria kom, so kan ich nit underlasen, ain wunderwerk Gotes, so sich in gleichförmiger gestalt vor vil jaren mit vertreibung der ratzen in der statt zu Hammeln in Westphalen begeben hat,

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zu melden, dann es seiner seltzamkait und ungewöne der gedechtnus wol würdig, und darauß auch wol abzunemen, das der allmechtig in seinen geschepfen wunderbarlichen, die auch mit mentschlicher vernunft nit zu durchgründen. Vor etlichen hundert jarn sein die inwonner der stat

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Hammeln in Westphaln mit ainer solchen grosen anzall und viele der ratzen geplagt worden, das inen ain solichs überbeschwerlich und nahendt unleidenlich gewesen. Begab sich, das ungeferdt, oder villeucht user der verhenknus Gottes, ein frembder, unbekannter man oder ain landtfarer, wie

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man dann vor zeiten in unseren deutschen landen die farende schueler gefunden, dahin kommen. Da derselbig die clag und beschwerdt [741] der burger vernommen, hat er sich erpotten, wa sie im darfür lonen und ein willen machen, welle er inen der ratzen allerdings abhelfen. Solchs seins

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anbringens sein sie wol erfrewt, haben im uf sein vordern und begern ein zimliche anzal gelts uf etlich hundert guldin versprochen und zugesagt. Uf das ist er durch alle gasen


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_198.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)