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4000 guldin in gold, die im der apt, war ainer von Hirnhaim[1] gewest, uf den tisch geschitt, erhalten. Do het der bischof mit inen dispensirt und als ain blutgiriger man über gold ganz frölich baide arm ußgestreckt, sprechend: »Quis

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potest resistere tot armatis?« Hernach, als sie dergestalt canonici[2] worden, hetten sie wenig glücks oder fals mer gehapt; es hett auch der cardinal Peter im der dispensation halben ein sollichs gewissen gemacht, das er hernach in agone kurzlich vor seinem absterben kleglich geschrien:

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»Ach Benedicte! Benedicte! wer ich dein und deines ordens müeßig gangen!« Mit sollichem beschluß der Federhans, wie oblaut, mit dem anhang, wo sich die verenderungen, sie beschehen gleich von gaistlichen oder weltlichen personen, fürgiengen, so were do kain bestand aldo. Und wiewol

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dozumal vil verstendiger leut darbei, so alles gehert hetten, welche sich aber mit gegenreden und gepürlicher antwurt nit gegen ime inlassen wöllten, so war doch bei den jüngsten under dem haufen ainer, der het ain klains trinkle, derselb ließ sich das pluderen nichts irren, sonder fieng an

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zu distingwiren, sprach, man dörft von denen gaistlichen personen und closterleuten nit sagen und die zu den graffen und herren vergleichen, dann do were ain großer underschid; die gaistlichen hetten ain orden, darin hetten sie sich verpflicht, das were mit den ander nit, und were ain

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gemain sprichwort, gedecht ainer under den bank, so blib er darunder. So were auch niemands verbotten, vil weniger von den verstendigen zu verargen, da ainer sein stand one ander leut schaden und nachtail verbesseret, wie dann in sollichem fal beschehe. Mit sollichen und dergleichen

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argumenten geschweigt er den blauderer; insonderhait do ließ er sich in denen weinreden vernemen, das gemainlich solche calumniae von denen beschehen, deren vorelter zu zeiten wenigers stands weren gewest. Mit disem gegenwurf bracht er den Scharrhannsen dermaßen uf, das gar nahe

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ain balgen darauß erfolgt und die ander umbseßer darzu reden mußten, und ward, sovil möglich, alles in ain schimpf gezogen. Über etlich vil jar hernach do war ain junger graf seins verstands halb, der het auch sovil meus, als von den grafen von Embs gesagt ward. Das wollt er ie nit


  1. Hirnhaim] s. Seckler, Vollständige Beschreibung der gefürsteten Reichs-Propstei Ellwangen s. 126 ff.
  2. canonici] s. Braun a. a. o. III, 37 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_215.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)