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da kamen sie widerumb geen Speir. Es war den gueten herren vom cammergericht einstails gleich seltzam zu Wimpfen zu wonnen, dann sie daselbst kein gueten newen rheinischen wein haben mochten, muesten sich des sauren Neckerweins

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behelfen. Darumb wardt zu Wimpfen, wo sie zu cost giengen, ein schreien und fordern ob disch nach dem crausen wein, id est, nach aim ehrenwein, der nit saur wer. Doctor Lienhart Hochmüller, war von Gerspach und ain procurator am cammergericht, ein wunderschleckerhaft man, von wegen

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das er faist schweinen, wilpret, sewmegen und alle guete kees gern aße, der het ab dem Neckerwein ain groß misfallen. So er dann die knaben zu Wimpfen uf der gasen hörte den newen wein außrüefen und loben: »Gueten wein! süeßen wein! starken wein! küelen wein!«  so rüeft er:

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»Sauren wein! Mosthannsenwein! kuhewarmen wein! keinnutzigen wein!» Kurzlich darfor und er von Speir verruckt, het er ain guete metzen zu im nachts beschaiden, hieß die Nüerenbergerin, war fürwar ain schöne fraw, und darumb sie in dem buebenleben umbherlief, das bleibt verschwigen.

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Wie nun die gegen aubends zu ime kam, were er gern ain guet gesell gewest und sich also ain man erzaigt, aber er war ain gueter, alter knecht und der nit vil verworrens mehr machen konte. Wie es aber gar nit wolt von statten geen, sprücht er: »Nun sindt ir aber ihe weibs genug?« schankt

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ir ain par daller und ließ sie wider hinziehen, und het nit grosen schaden gethon. Er wardt desshalben vil von seinen gesellen und bekannten gespait, und gieng im des orts, wie Jos Minchen von Rosenberg vor jaren. Der het seins messners weib, die im lang war bekannt gewesen,

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beschaiden. Wie sie aber zu im eilends kam und sich bloßig vom man abgestolen und vermaint, baldt widerumb abgefertiget zu werden, do konte aber der guet Jos Münch nit näher kommen; darumb, als sie sich erclagt und begert, was er handlen, daz er das fürderlich thon welt, sprach er in

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ungedult: »Was treibstu doch? wie kan ich meine fünf und sibenzig adern so baldt ufbringen, als du dein lere deschen?« Herr Veltin Echter, war ain corherr zu Brussel[1] am Brurain, der het uf ain zeit ein schöne fraw zu sich in ein winkel bekommen, vermaint auch ain guet gesell zu sein, aber es

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wolt nit von statten geen. Nun besorgt er aber, wie auch


  1. Brussell] Brusel, Bruchsal.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_223.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)