Seite:De Zimmerische Chronik 3 241.jpg

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vermegt. Ich waiß auch, das bemelter kaiser nit über ain hundert pferdt am maisten bei sich gehapt, so ime zugehört, dann alles sein hofgesünde ist entweders vor oder nach im zogen. Vil seltzamer hendel sein im uf der rais begegnet,

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also das er etliche mal vermaint hat gehapt, es seie im schon vergeben worden. Aber der alt Franciscus hat farb gehalten, und wie man vermaint, so hats der connestabl Montmorenci zu wegen gepracht, auch die grevin von Peinthifir[1], so man sonst die herzogin von Estampes genannt hat.

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Die baide sollen hernach ganz statlich vom kaiser widerumb sein vereret worden. Wie der kaiser durch Orliens geraist, [762] do hat der Delphin eim edelman in sein haus einfallen lasen und ein schöne junge dochter, die noch unverheirat gewesen, mit eim gewalt herauß nemen lasen und

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die uf die nechst nacht, wie der kaiser schlafen wellen, in sein gemach gepracht und sie ime selbs presentiert, darmit dem kaiser ain guete nacht gewünscht und wider darvon gangen. Der kaiser alle umbstendt sie hat gefragt, und als sie ime alle gelegenhait, wie sie iren eltern mit gewalt

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geraubt worden, ganz wainendt entdeckt, do hat sie der kaiser noch die selbig nacht bei seinen vertrawtesten diener von der cammer sicherlich und erbarlich zu iren eltern füeren lasen und ir ain tausendt cronen zu heiratguet lasen geben, welches doch warlich ain kaiserlich stuck an ine

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gewesen, darum ine der Liechtenberger[2] nit unbillich genennt hat »pudicus facie regnabit ubique.« Diese thatt ist den Franzosen domals ain seltzame speis gewest, und haben disen geprauch an iren herren, gleich dem alten als den jungen, nit vil erfaren. Möglich, es hab hernach das ganz

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Frankreich sollicher gotlosen, gewaltsamen handlungen entgelten müeßen. Dermaßen ist kaiser Karle sicherlich und mit hail durch Frankreich ins Niderlandt kommen und hat im der könig und die königin biß.an die frontiren das gelait geben. Uß was ursach aber sich dise fründtschaft zwischen

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dem kaiser und könig so baldt hernach geenderet, das ist von andern beschriben und hieher nit dienstlichen. Nachdem nun der kaiser, auch der könig Franciscus mit allem hofgesündt ußer S. Denis geruckt, do ist grave Froben Christof daselbst auch abgeschaiden und gen Paris zogen,


  1. Peinthifir] d. i. Penthievre.
  2. Liechtenberger] wohl Johannes Liechtenberger, der verfasser der Prognosticatio etc.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_241.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)