Seite:De Zimmerische Chronik 3 246.jpg

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tors. Wie sie aber dessen durch mitelpersonnen verstendiget, do ward dem jungen ain ander herbrig bestellt, war auch ain pfarrer, zum hailigen Creuz, ein fromer, ufrechter pfaff und ein Deutschenfreundt, darneben aber ain sollicher

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verhurter pfaff, als er het megen gefunden werden. Die gelegenhait aber, darumb der jung herr zu diesem pfarrer wardt in die cost und herbrig gedinget, das war die, das bei vier oder fünf Hollender auch bei disem pfarrer woneten, wol conditionirte leut. Die waren erbetten, sich des jungen

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herren, sovil möglich, in trewen zu underwinden und anzunemmen, als sie auch thetten; gleichwol unmüglich war, alles zu fürsehen und zu fürkommen. Solchs schickt sich aber, wie hernach volget. In bemeltem jar, anno 1540, war der haiß sommer, welcher dann nit allain in deutschen

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landen, sonder vil mer in Frankreich und andern hitzigen nationen sein craft erzaigt. Es war selbigs mals ein solliche unnatürliche große hitz zu Angiers, als die alten domals nit erdenken mochten, bei iren zeiten beschehen were. User dem dann und sonderlich von wegen unordenlichs lebens

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der mentschen do volget ein sterbent und ain vergiftung des lufts, und gleichwol solche lues nit mocht die bellua Galeni genennt werden oder die pestilenz, so war es doch ein dissenteria, aber umb sovil dester sorgclicher und gefärlicher. Welchen diese krankhait anstieße, ob er

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gleichwol alle wart het, sich meßig und ordenlich hielt und alle arzneien, darzu dienstlich, gepraucht wurden, so muest er doch sterben und mocht im durch kain mittel geholfen werden. [765] Selbiger krankhait sturben ain grose anzall Franzosen, reich und arm; es verschonet auch der

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Niderdeutschen nit, deren name es bei den fürnembsten nit ain geringe anzall und war in somma vil sorgclicher, dann so es in ipsa peste were gewest, dann alle die remedia und hilf, darvon die arzet in irer kunst fanden, die waren dozumal alle undienstlich und ohne alle hilf. In solcher gefahr

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do war kein bösser preserfatiff, dann sich ordenlich halten, alles obs und kalte speisen meiden und wenig under die menig volks oder in luft kommen. Solchs bedacht und wol berathschlagt, do entschlußen sich die baid herren gebrüeder, das sie etliche zeit sich in iren herbrigen inhalten und,

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da aim tail was beschwerlichs begegnet, sollichs dem andern ohne verzug zu wissen machen, damit eilende hilf beschehen mechte. Es standen gar wenig tag an, der jung herr, grave


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_246.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)