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wiewol der jünger herr ein aignen jungen, der im solt ufwarten und zu der sprach verholfen sein, der auch iedes tags bei seinem eltern brueder und dem preceptor gewest, aber dessen kein meldung gethon, so ward also solch

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inconveniens, so lang man kont und wol geriet, verschweigen. Der preceptor, dem seins vermainens die bürde und der last uf dem hals lag, der war das für kein schimpf ufnemmen, gieng hinuf in die ander herbrig, zu erlernen, wie es umb den jungen herren ein gestalt. Do erfure er mit grundt,

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das es alles war, wie hievor in trewen war angezaigt. Derhalben name er mehr verdruß ab des abotekers frechait und das er aim sollichen jungen mentschen het dürfen arznei ingeben, dann das der jung herr sich also het übersehen, gleichwol es [766] wol war geraten, über

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menigclichs verhofen und das noch kaim also war gerathen. Darumb bedacht er sich nit lang, gieng den nechsten zu des apotekers butiken. Der stand unegeferdt in seinem laden und verwundert sich, was diser Deutsch mit dem grosen bart bei im zu thon. Also sprücht der preceptor in grosem

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zorn mit französischen worten, ganz incongrue, und neben scheltung ains bösswichts verweist im, das er aim solichen jungen mentschen, in ainem so sorgclichen anligen, ohne vorwissen und rath ains arzets soll arznei eingeben, wider alle ordnung und bevelch der obrigkait. Und mit sollichem

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verweisen do redt er sich so zornig, das er mit der ainen handt in die butique hinein greift und vermaint, den apoteker beim kopf zu erwischen. Aber der selbig wust sich wol zu halten, zuckt geschwindt, das im not thett, das haupt hünder sich, sprücht: »Herr, ich bin kein bösswicht,

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sonder ain ehrenman.« Dieweil er aber sahe, das der preceptor in die butique begert zu tringen, do schlueg er den bank zu, wie es gepreuchlich in denen apoteken, und gieng in die behausung hinein, wolt diesem Deutschen kein antwort mehr geben. Und volget darauß, das der apoteker

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in etlicher zeit nit mer in sein butique kam, also besorgt er sich noch imerdar vor disem Deutschen mit dem grosen bart. Zu dem wardt im nit vil gelts von seiner arznei, und ich glaub, so das were für die facultet der arzet kommen, man het den alten gauch gestrafft und im zu erkennen

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geben, das er sich seins beruefs sollte benüegen lasen und sich kainer arznei weiter, dann im bevolchen, undernemmen. Und dieweil dann die arznei über menigclichs verhofen


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_248.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)