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sonderlichen dieweil man noch uf das gelt warten muest. Der anschlag war aber, nach allen nottwendigen verrichten sachen in Frankreich unverzogenlich in Deutschlandt sich zu begeben. Wie wenig tag aber grave Froben Christof

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zu Paris, so erfure ine doch grafe Antonius von Schawenburg, seiner gueten alten gesellen einer, der kam unversehenlichen zu im und sprache ine an, und als er sein grose krankhait gehört und vernommen, sprach er under andern schimpfreden: »Botz drusen, lieber brueder! ich hab meine

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tag [771] dorechtere urslechten nie, als uf diz jar vermerkt, ursach, das du, so lang ich dich kennet, den grosen getrewlichen nachgewandlt und die nie meins wissens hast bekommen megen. So sein aber die kleinen urslechten in der irre umbgangen und dich angestoßen; darumb ich wol

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sagen darf: Alles a rebours! Iedoch, was hievor nit beschehen, kan noch wol sein, damit du auch als ain edelman wider haim kompst.« Das war nach französischer art gesagt, dann in selbiger sprach haist man die spanischen rauden die grosen urslechten und die rechten urslechten

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die kleinen, auch wurt in gespöt nur der für ain edelman geschetzt, der die grösern urslechten gehapt. Also schiden sie beide in groser freundtschaft von ainandern, und wiewol grave Froben Christof hernach vor ime ußer Frankreich geschaiden, so ist er doch nach ime nit lang zeit bliben,

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sonder herauß geen Cöllen kommen. Da ist er nach absterben seines brueders, grave Adolphen von Schawenburg, erzbischofs zu Cöln, churfürst worden. Gleichwol wenig jar hernach gelept, dann er hat ain mangel an der blater gewonnen und vil schmerzens und krankhait am stain erlitten,

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welcher mangel ine hernach getödt in seinen bösten jaren. Aber zu gedenken, es seie im durch subtile mittel vergeben worden. Got helf ime, dann er ist ein ehrlicher, ufrechter, warhaftiger grave gewest, der sein wol wert, das er hat ein churfürst sollen sein. Wann er nun sollich ampt lenger het

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sollen verwalten! Das ich aber widerumb ad propositum kom, so schid grave Frobenius in wenig tagen von Paris, des willens, in einem monat ungefärlichen nit zu Angiers sich sehen lassen, sonder uf dem weg in obscuro sich zu enthalten. Hierauf

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ließ er den preceptorem zu Paris uf das gelt warten und begab er sich unversehenlich und ganz allain, wie er vormals auch het gethon, uf den weg. Was seltzamer sachen


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_257.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)