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oder wolt im dozumal seins frommen herren, kaiser Carls, halb nachgeben. Ich waiß nit, wie es sonst zugangen. Aber uf bemeltem reichstag fand er sein antwort bei herzog Hanns Friderichen von Sachsen, der hernach churfürst

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ward; dann als menigclich der religion halb, so ganz verhessig, sovil meglich, uf den friden richten thette, so kompt diser cardinal an den jungen fürsten, sprücht: »Ir luttrischen fürsten wellen zu keinem zil, man muß euch nur mit roter dinten darzu bringen.« Der fürst war nit unbehendt, sprücht:

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»Wol zu friden, herr! sehen aber uf, das euch die rubric nit under die augen spritze!« Ich glaub, da es stat gehapt, er het im die lang kutten, wie billich, ersteubt. So vil aber Frankreich belangt, wie künden die mores und sitten an höfen und auch in lendern anders sein, dann nachdem die

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herren und potentaten gesünt oder geartet[1]? Der könig selbs, der doch sonst ußerhalb seiner unrüebigen weis mit den weibern ein sollicher künig gewesen, dessen gleichen in vil jaren nit gewest, hat, wie man sprücht, wann der apt die würfel lege, das die münch im convent wol spilen megen,

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von seiner jugendt uf solche frawenhendel gehapt; dann, so baldt er könig worden, hat er in masqueweis im geprauch, wo er in einer statt ein schöne fraw oder junkfraw wust, bei nacht daselbs einzukeren. Deren ist im selten eine entgangen; dann welcher edelman oder burger, ja auch

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höchers stands, hat im dürfen widersteen oder in seinem fürnemen verhünderung thon? Gleichwol im etliche mal große geferden darob begegnet, das wenig gefelt, er were also unerkannt darob erstochen worden. Wie es am hof deglichs zugangen im frawenzimmer, das werden die noch

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wol wissen, die der zeit den hof gebraucht; het billich das Circeum oder Veneris berg megen genennt werden. Gleichwol er sonst sein gemahl, kaiser Caroli schwester, ganz erlichen und wol gehalten, ir auch alle wollust und frewden vergont, userhalb das er ir kein erliche beiwonung gethon;

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ist gar nahe des alten landt[775]grafen von Hessen mainung gewest, darvon anderswa. Iedoch hat er sie etliche mal, wie man der zeit ofenlich in Frankreich gesagt, durch cardinal und ander hoche leut versuchen und mit listen umb das kappengelt ansprechen lassen, aber sie ist gegen

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denselbigen ganz standhaft gewest und inen mit geschwinder


  1. geartet] hs. gearet.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_263.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)