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neben ein groser bub und der hin und wider in ganzem Frankreich under allem adel ein bösen samen sähet. Das waren der zeit des künigs von Navarra und seins weibs conditionen und studia, summa, es hiengen alle wichtige

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sachen in Frankreich domals am künig Francisco. Der war ein herr in seinem landt und kunt auch ein gehorsame under seinem volk erhalten, darumb er nit vergebenlich ain künig der esel von andern nationen wardt genempt, seitmals seine leut, was er inen für lest uflegen, were, das sie das alles

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fro weren zu dragen und sein willen zu erfüllen. Desshalben kunt er diesen heirat mit dem herzogen von Gülch und seiner schwester dochter mit aim wort machen; dann was er sagt oder wolt, das muest geschehen. Hierauf ich mehrmals gesehen, das am hof, auch etliche mal zu Tours, ein

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ambassator über den andern vom herzogen von Gülch kam zu den baiden königen, der alten von Navarra und irer jungen dochter, pour faire[1] la court, wie man sprücht. Die selbigen waren auch gewon, da baid küniginen in der senften furen, dieselbigen zu belaiten, auch darneben zu geen und

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mit inen zu sprachen, und man sagt, es sei die jung domals ganz schnabelschnell gewest, das sich ain alts sprüchwort wol mag an ir warhaft [777] erfunden haben: »Praecotia ingenia raro perveniunt ad frugem[2]«. Und wiewol sie domals nit elter, dann wie obgesagt, nochdann so wolt der könig

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mit der hochzeit nit lenger verziehen, sonder es solt und muest diese allienca und freuntschaft fürgeen, darumb, gleichwol wider der jungen künigin elter willen, die sich doch wider den könig nit setzen wolten, do wardt die hochzeit zu Catelleraut fürgenommen, auch aldo gehalten. Es raist

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der herzog von Gülch an hof, do wardt er ganz erlich empfangen. Mit was grosem bracht und herrlichkait aber die hochzeit zugebracht, do wer vil von zu schreiben, dergleichen, wie ernst dem alten könig darzu gewest, der hiemit ein grose frewd gehapt. Nachts do ward der herzog und die

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jung königin mit der deckin, wie gepreuchlichen, beschlagen. Aber hernach do name sie ir muetter, die alt künigin von Navarra, wider zu iren gewalt; dann demnach sie die esselsschuch domals noch sollte antragen, wie apt Gerwig von Weingarten gesagt, und man besorgen muest, es würde ir,

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do sie sollte beigeschlaffen haben, ergeen, wie es ainest


  1. faire] hs. favir.
  2. frugem] vgl. Tertullianus, De anima 20.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_267.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)