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Johann Wernher und sein geschwei raiseten herauß biß geen Hechingen, da warden sie von graf Josen und seinem gemahl ganz erlich empfangen. Es wardt graf Gottfridt Wernher dahin beschriben. Der kam von Wildenstain

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hinab, und ward gar nahe ain newe hochzeit; und bei sollichem wolleben war auch Jörg Will von Rotweil, der tribe seine bossen, und muest man auch ein schalksnarren bei der handt haben. Es war iederman mit dem andern frölich und wardt der alten sachen nit gedacht mit dem wenigisten.

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Gemannet mich vast an kaiser Sigmunden, der auch uf ein zeit in den weinechten also ein newe hochzeit zu Costanz gehalten. Gleichwol die ainigkait auch nit bestendig. Dergleichen solt man dessfals auch ain rechts und bestendigs zaichen haben erwelt. Als man nachts schlaffen wellen

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geen und die zwei eheleut bei einandern allain gewest, hat sie ine gebetten, das sie hinfüro baide rain bei ainandern woneten, zugleich wie man list von s. kaiser Hainrichen und dann von seinem gemahl, s. Kunegunda, das dieselbigen von anfang an irer hochzeit in keuschem und rainem wesen

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biß an iren todt haben gelept. Das hat er sie guetwilligclichen geweret, und het meins erachtens nit vil pittens bedurft gegen ime, dann er ist sonst für sich selbs des orts nit eßig gewest, dann es ist die guet fraw eins übergroßen leibs gewest und ganz faist, das auch grave Albrechts

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von Hochenloe [812] nerrin, so sie die gesehen, ungespait nit würde haben lasen hingeen, wie sie dann zu sagen pflag, so sie ein große frawen sahe oder ain kleins weiblin. Es ist uf ein zeit herzog Ott Heinrichs, des pfalzgraven, gemahl bei graf Albrechten von Newenstain über nacht gewest.

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Wie nun die nerrin die fürstin ersehen, die dann ganz rann und klein von leip gewest, hat sie überlaut anfahen zu schreien: »Ist das die herzogin? es solt sie ein man uf sein wetzkegel künden setzen und sie alle stegen im haus hinauf tragen.« Das widerspill würt sie über graf Gotfridt

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Wernhers gemahl geschreien haben. Aber umb bemelten grafen und die grefin, sein gemahl, ist es, als ich eracht; fast des alten landtgrafen Wilhalms des eltern von Hessen mainung gewesen. Derselbig hat ain herzogin von Braunschweig zu eim gemahl gehapt, war herzog Wilhalms dochter,

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ein erliche und fromme fürstin, alles lobs wert, aber dieweil er ain schiffer im haupt verloren, auch zu seinem gemahl keinen lust oder willen gehapt, hat er sich iro gar geeusert.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_324.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)