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schaiden. Grave Johann Wernher blib zu Falkenstain, grave Gotfridt Wernher thette sich geen Wildenstain, die grefin von Hennenberg, sein gemahl, blib bei irem dochterman und dochter zu Hechingen und uf Zollern, gleichwol sie

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auch nit lang uf Zollern beharreten, sonder es kam inen der sterbendt ins schloß, das ain junger knab, ein Minsinger, genant Itelhans, war im frawenzimmer, mit todt abgienge. Do raiseten sie auch kurz mit ainandern darvon, kamen geen Weil zur stat[1]. Da enthielten sie sich etwas mehr,

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dann ein halbes jar. Es solt auch domals graf Jos Niclasen gemahl schwanger sein, het man sich mit hebammen, saugammen und gefetterigen versehen, aber es wardt zu letst nichs darauß. Das kam hernach graf Carln zu grosen statten. Grave Froben Christof der wolt in sollichem juppenleren

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auch nit lang bleiben, sonder mit erlauptnus seins herrn vatters thette er sich ußer rath grave Gotfridt Wernhers hinab geen Speir, alda es dann gepreuchlich und vilmals also war sein durch die erfarnus bewert worden, das es übers jar daselbst stirbt und böser, [815] ungesunder luft

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ist, aber so es allenthalben sonst im landt ein sterbendt gibt, ist es am sichersten, desshalben alda zu wonnen. Das war die ursach, das dem jungen herren dahin gerathen wardt. Zudem kunte er daselbst gleichfals den studiis obligen; ist auch sonst wol was alda zu sehen und zu erfaren,

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dieweil des römischen reichs deutscher nation höchstes parlament und erthailung der justicien sampt den gelertesten daselbs zu finden. Er name mit ime geen Speir seinen preceptorem, den licentiaten Christophorum Mathiam, der sich hiezwischen und der grave zu Mösskirch, bei[2] seinen

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verwandten zu Tübingen het erhalten. Zu Speir kam er in seines herrn vetterns, grave Wilhelms Wernhers, behausung, die war gleichwol dozumal grave Johann Christofs von Zimbern und war ain pfrundthaus, gehört zu desselbigen canonicat. Darin kunt er mit den studiis fürfaren, und

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beschehen alle privatae lectiones gleich so wol, als da es uf einer hochen schuel wer gewest. Seiner fraw muetter, die dozumal zu Mösskirch und die behausung, der under hof genannt, inhett, war ganz beschwerlich, in einem so erschröckenlichen sterbendt zu bleiben; so wolt sie auch nit

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in die alta stabula zu Falkenstein, darvon Ovidius[3] von der


  1. Weil zur stat] s. oben s. 327, 3.
  2. bei] hs. und bei.
  3. Ovidius] Metamorphos. lib. VI.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_329.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)