Seite:De Zimmerische Chronik 3 334.jpg

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solche taht were eim Welschen zugestanden, seitmals die selbigen achten, wie sie nur irem feindt zukomen oder abbrechen megen, das solchs wol sei gehandelt. Wie reich, wie hoch angesehen er imer ist, so mueß er doch ain

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stettigs nagen am herzen haben, nit allain dieser thatt halben mit dem Vogelsperger, die im mertails ist ufgerupft worden, sonder auch das im sein weib, ist herr Wilhelm Böcklins[1] dochter, so übel gerathen ist. Sie hat ime ein son geben, den er doch ein lange zeit von etlicher argwons wegen für

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ain son nit annemmen oder erkennen wellen; iedoch hat er sich letstlich bösser besunen [818] und den son zu im gezogen. Das hab ich an ine gleichwol nit für ain kleine victoria, der also sein selbs maister sein und sein gemüet gezemen kan, wiewol under eheleuten in sollichem fahl nit

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leuchtlichen zweifel sollen einfallen, dann der glaub erhelts alles, und sagen die kaiserlichen recht, quod pater is sit censendus, quem nuptiae demonstrent[2]. Das aber graf Ludwigen von Öttingen vor dem cammergericht in voller audienz seiner redt halben begegnet, dess ist er übel zufriden

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gewest, und glaub, er hett was guets darfür geben, von wegen das er domals in seinem ersten heirat stande mit pfalzgraf Ludwigs des churfürsten ledigen bastardtdochter. * [1517] Über etliche jar und nemlich uf dem reichstag zu Augspurg, anno 1559, do begegnet im gar nahe ain

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gleiche handlung. Er kam ains mals auch in reichsrat und wollt votiren, dieweil aber er von graven und herrn darzu nit deputirt oder verordnet, do ward im von dem langen Wolfen marschalken von Bappenhaim, mit dem ainen aug, so domals das ampt truege, die rede abgeschnitten und

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undersagt, also nam er sich selbs gütlich ab seinem fürnemen und schwige. * Es het bemelter pfalzgraf weilunt herzog Albrechts von Bayrn dochter verheirat, aber er hat kein erben von ir bekommen, allain, wie man sagt, ires vil weinsaufens halb;

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darumb auch der from churfürst zu etlichen vertrawten soll gesagt haben, es sei im nachts, als ob er ein essigfaß bei sich am bet hette. Darumb nach irem absterben name er ain schöne frawen von Cöln zu sich, die hieß man von Leyen, gleichwol etlich gesagt, sie seie vom adel gewest


  1. Wilhelm Böcklins] über ihn s. Schönhuth, kirchliche Geschichte Würtembergs s. 427.
  2. demonstrent] s. oben II, 486, 7.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_334.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)