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sie ime alle zierden und klainoter wider zustellen must, der gleichen, was sie bei obgehörts churfürsten zeiten in ir haus zu Wormbs het geschmocht, das ward ir alles wider genommen und sie zu Weinheim an der Bergstraßen behalten;

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da ist sie die überig zeit ires lebens enthalten worden. Hiemit war graf Ludwigen alle seine hoffnung empfallen, dann er weder seiner schwiger oder ime selbs helfen konte. Indes gieng der schmalkaldisch krieg an, darin verdieften sich die baid graf Ludwigen, vatter und sone, das sie lange zeit

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bei kaiser Carln in höchster ungnad waren und im ellendt muesten umbher ziehen. Letstlich sein sie doch wider zu gnaden kommen und ußgesönet worden. Wie dem junger graf Ludwigen sein weib, die von Lützelstain, gestorben, hat er sich widerumb verheirat mit

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einer grefin von Mansfeldt, von der er auch künder bekompt. Was diser graf Ludwig und seine gebrüeder für ein unaufhörlichen zank mit ainandern, das wurt an einem andern ort gemeldet, ist hieher nit dienstlich. Sonst ist es ein wesenlicher, verstendiger und ein holtselliger graf. Das mag

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user vil stucken abgenomen werden, insonderhait aber, als er graf Lasslin vom Hag ein sollichen werklichen und lecherlichen schimpfbossen zu Speir uf dem reichstag het zugericht. Uf selbigem reichstag anno 154[4][1] hett herzog Hanns von Sümmern, pfalzgraf, dessen söne hernach zu der chur

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kommen, ein dochter dem grafen von Egmondt[2] vermehelt. Ob das ein groß festin sei gewest, mag allain bei dem abgenomen werden, das kaiser Carle selbs, auch der römisch könig Ferdinand und der merertail chur- und fürsten, auch ain grose anzal von grafen und herren dahin berüeft und

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geladen waren, die auch erschinen. Selbigs tags gieng graf Ludwig ohne geferdt umb essens zeit spacieren, find er graf Lasslin vor eim kramladen steen, sprücht ganz ernstlich zu ime: »Was thuestu da? alhie het ich dich zu diser zeit nit gesucht.« Wie aber graf Lassla die ursach begert zu wissen,

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sprücht er: »Du solltest uf des grafen von Egmonds hochzeit erscheinen, ich hab dich im zetel gesehen und hat dir der ein hofmaister auch nachgefragt.« Graf Lassla war gueter mehr fro, glaupts, get heim und legt sich eilendts zum cöstlichisten an und hienum. Er standt lang, wartet,


  1. 154[4] die zahl 4 ergänzt.
  2. Egmondt] d. i. Lamoral von Egmont, den im jahre 1568 der herzog von Alba zu Brüssel hinrichten ließ.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_336.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)