Seite:De Zimmerische Chronik 3 351.jpg

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dern wolt, was doch uf dem reichstag solt tractiert und gehandelt werden, darauf sie so ernstlich waren erfordert worden. Nun hetten sie aber zuvor uf mertails reichstägen durch ander stet sich verdretten lassen, das iren keiner in

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langen jaren uf kein reichstag nie kommen war. Derhalben in sollichem grosen verwundern und verlangen do erwelten sie iren burgermaister von Buchen, ein vischer seins handtwerks, und seitmals die stat Buchen nit sonders in einem vermegen, do wolt der guet man, weil der persönlichen

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uf gemainer stat costen hinab geen Speir solte verraisen und auch zu sehen und hören, wie es zugieng und was man doch handlete, auch seines erachtens kein vergebenlichen oder notwendigen uncosten uftreiben, macht sich derhalben zu fueß uf den weg, a beau pied sens lance, und

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kam also per pedes geen Speir uf den reichstag geritten. Da zaicht er sich nur gleich bei der andern reichstetten gesanten an nach laut seins bevelchs. Die wolten sich seiner und seiner herren von Buchen einfalt zu krank lachen, gleichwol das nit in seiner gegenwürte beschach, und

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dieweil dieses gesanten comitatus hin und wider under den stenden erschall, do ward er nur der apostel genannt, dieweil er sein botschaft und befelch nur zu fueß ußrichten thette. Und wiewol graf Haug von Montfort, dessgleichen Johan Naveau odes Naves[1] von Messanz kaiser Carls

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comissari waren, nachdem als sich der reichstag so lang verzoge, do raiset grave Haug hiezwischen heim, underweilen auch zu seiner schwester, der abtissin von Buchen. Begab sich, demnach der apostel oder gesandter von Buchen ein zeitlang wer zu Speir gewest, da nammen die andern stet

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seinen gewalt von ime, mit dem vertrösten, sie welten seine herren in allweg verdretten, erlaupten dem gueten man, das er nur widerumb haimzüge, dann sie wol sahen, das er zu disen sachen ganz ungeiebt. Also raiset mein gueter burgermaister widerumb heim. One geferdt des tags, do

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er heim kompt, ist grave Haug zu Buchen; der sahe den burgermaister in die stat geen allain, auch het er die stimpf oder underhosen abgezogen, gieng also barschenkelt, het gleichwol seine schuch wider angelegt und die hosen über die achseln geschlagen. Graf Haug kant ine wol, sprach


  1. Naves] s. oben s. 218, 14 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_351.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)