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das wenig gefellt, er wer des furz in angst und leiden kommen und des raths, auch aller eren entsetzt worden. Aber er blib dennost bim ampt. Das kam hernach denen von Buchorn zu großem vorthail, und namlich, als bemelter

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kaiser Friderich den großen reichstag hielt zu Cöln, do ließ menigclich von stenden und stetten die alten freihaiten ernewern. Wie aber [1458] derselbigen in so großer anzal aldo erschinen, do warden der merer thail vil zeit ufgehalten. Also gedacht der kaiser an seinen alten würt, den

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burgermaister von Buchorn, fragt im nach uf Österreichisch: »Wo ist der farzer von Buchorn?« befalch darauf aim secretario, so one geferde vorhanden, man sollt dem farzer von Buchorn die freihaiten von seiner statt wegen am ersten vertigen und wider hinziehen lassen. Also geriet es dem

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burgermaister ganz wol, das sonst kaim[1] stand uf dißmal begegnet. Von Buchorn kam bemelter kaiser gen Pfullendorf, do ward gleichfals beratschlagt, wie der kaiser zu empfahen und zu vereren, und sonderlich ward tractirt, das dem

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kaiser was seltzams wer zu schenken, dann gelt, silbergeschir, wilpret und fisch wer dem kaiser nit seltzam, würd im sonst hin und wider überflissig vereret. Hierauf gab der obrist zunftmaister den rat, in bedeucht gut sein, ain schene und new wannen oder zainen voller gebachner guldiner

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schnitten, ufgehaufet, daran die aier nit gesparet weren, und alsdann mit ainem schneeweißen tuch überdeckt und dem kaiser presentirt. Diser ratschlag gefiel den alten und newen burgermaister, auch gemainlich aim ganzen rat; darauf ward das present dem kaiser mit hohen eren überantwurt,

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der im sollichs auch wol gefallen ließ. Und ich glaub, sollich seltzam und abenteurlich present deren von Pfullendorf mit den gebachnen schniten seie zu oren kommen deren von Buchorn, dann über etlich jar hernach, als kaiser Maximilian, kaiser Fridrichs son, von Costanz hinüber uf

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dem Bodensee gen Buchorn gefaren, do haben sie den kaiser uf dem see gar stattlich empfangen, und damit sie in auch mit was seltzamen schenkinen vererten, do liesen sie, dann es war sommers zeit, ain zimlich ömelinbaum mit grund und wurzlen ußgraben, theten den in ain schiff ufrecht stellen,

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fueren damit dem kaiser entgegen und schankten ime den-


  1. kaim] hs. kain.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_354.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)