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des deufels mit leib und sel. Wie er aber von gaistlichen und weltlichen personnen, so zugegen, wol getröst und vilfältigclichen ermanet ward, er solt ein guete hoffnung zu Got haben, den allmechtigen umb verzeihung und gnad

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anrüefen, der würde sich sein und aller sünder, wie groß gleich die weren, erbarmen und ine widerumb zu gnaden ufnemmen, do sprach er: »Ach, es ist zu lang geharret, ich hab wissentlich und fürsetzlichen wider Got und seinen bevelch gehandlt.« Uf dieser verzweifelung ist er beharret

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und baldt darnach gestorben. Der allmechtig Got behüet ein ieden christenmentschen, das er in kein solche verzweiflung falle! Dieser Hofmaister ist in der herbrig gestorben, do darvor Johan Naves[1], kaiser Carls vicecanzler, auch mit todt abgangen, vast mit einem gleichen geschrai,

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welches ein sondere historiam erfordert, wie derselbig in seinem gewissen tag und nacht so krank, das er, rhue [zu][2] haben, stets drunken sein müeßen. Mit sollichem übertrinken und füllerei neben der grosen vile der gescheften er sich zum todt befürdert.

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* [1337] Es ist von alter here also gepreuchlich gewest, das die samlung zu Oberndorf, auch das closter im Tal der herrschaft haben rechnung gethon. Der zeit waren die herren geprüeder alle drei zu Oberndorf. Neben andern gescheften hörten sie auch die closterrechnungen an. Wie

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sie nun bei ainandern in der samlung nach beschehner rechnung zu morgen aßen, begab sich, als man das flaisch mit zwaien versottnen hennen ußatzte, das herr Johanns Wernher dem fiscal von Rotweil, Johann Uln, der auch am disch, bevalhe, die hennen zu verlegen. Der viscal tets,

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name die ein hennen uß der platten für sich uf den deller. Nit wais ich, ob er anstieß oder wie er im thette, er ließ die hennen under den disch fallen. Die ließ er ligen, nam die ander hennen auch ußer der platten für sich, fieng an darvon den herren und andern fürzulegen. Es war aber

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die priorin auch am disch, war ain wunderkargs alt weib; die het ein groß betaurn, das die ander hennen an der erden sollt bleiben ligen und den hunden zu thail werden; die stieß den fiscal ohne underlaß mit dem ellenbogen, sprechendt: »Heben die hennen uf!«, über ain kleins weile

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aber ain mal: »Heben die hennen uf!« Der fiscal nam sich


  1. Naves] s. oben s. 351, 24 und anm.
  2. zu] ergänzt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_398.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)