Seite:De Zimmerische Chronik 3 417.jpg

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berg geladen. Als man aber lang zu disch sas und, wie man ufgestanden, der bischof bemelten herr Jörgen zu sich erfordert und ehrenhalb mit im ersprachet, wolt es dem gueten man zu lang werden; dann dieweil er das wasser

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zuvor nit von sich lasen, konte ers lenger nit verhalten und macht ain grosen floz mitten im sal vorm bischof. Es schampt sich iederman. Der bischof dissimuliert und thette, als ob ers nit sehe. Wie im aber das wasser so heftig usern hosen tropfnet, do sprücht herr Georg: »Ich waiß

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nit, wie es ain ding ist, es haben mir die bueben waser in ermel geschütt«, damit gieng er hinweg. Das thet der bischof [867] auch, ich glaub, er het sorg, man würts in bezigen haben. Also schied herr Jörg, das er nit gewist, was er sagen oder wie ers verantwurten solte, wie einer

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ainmal sprach: »Quid aliud dicam, nescio.« Es sein diesem herr Jörgen vil seltzamer hendel seine tag begegnet. Er ist uf ein zeit mit dem römischen könig Ferdinando ufs jagen zogen. Wiewol er also mit geritten, daz er kein achtung, wie der könig klaidt, wie man hinauß kommen und

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einer hie, der ander dort hinauß geritten, ist der könig eilends daher gerent, und als er herr Jörgen angetroffen, hat er ine gefragt, ob er nit den grosen hirß gesehen. Wie nun keiner den andern gekent und aber herr Jörg vermaint, es sei villeucht ain Spanier, der welle seim herren also

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fuchsschwänz verkaufen, do hat er sein huet nit abgezogen oder ainiche ehr bewisen, sonder lachendt und mit dem haupt genuckt, gesprochen: »A la vostre, a la vostre.« Der künig, wiewol in das übel verdrossen, iedoch, dieweil er ine nit gekennt, ist er fürgerennt. Die nechsten reuter,

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die bei herr Jörgen gehalten, haben im gesagt, es sei der künig. Sprücht herr Jörg darauf: »Botz krais!« uf sein guet Schwebisch, »ich mainte, es were etwann ein guets Spanierle.« Man hat ime hernach vil plagen mit dem »a la vostre« angethon, und ist über vil jar hernach in guetem

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alter zu Kelminz gestorben. Daselbs sas er undertags vorm thor uf eim block, und als ain landtstraß am schloß hingeet, ließ er niemands passiern ungerechtfertiget: »Wo her? wo hinauß? was sein die gescheften, lieber? was hörestu newes? und wann werstu widerkomen?«

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Nit lang hernach hat bapst Paulus der dritt bischof Otten zue aim cardinal erhöcht; das beschach sampt dem obgenannten bischof von Trient. Do brauchten sich die


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_417.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)