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handen, dann er war krum und muest uf krucken geen, sonst war er stark und gesundt. In dess geet der Jörg Frank fürüber. Der het sich nun vil gegen baiden herren vermesen, wie greusenlich er mit dem bösswichtspfaffen,

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dem Unkenbrenner, umbgeen welte, also nampt er ine. Wie er nun den pfaffen allernechst bei im ersicht, dergleichen den domdechant und sein brueder, da muest er schanden halb seinem vilfeltigen berüemen nach ein that thon, derhalben geet er mit einem grimigen gemüet zum pfaffen,

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ergreift den beim langen haar. So ist aber der pfaff nit unbehendt, wie er ersicht, wo es hinauß will, ergreift er seine baid krucken, damit ward der schneider ein mal zwai, ehe er den pfaffen beim har recht erwüschen kunt, wol beschütt und übers gehürn geschlagen, das es bufft. Die nachpurn

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und zuvorderst die baid herren, so zusahen, die lachten, das sie zerbrochen mechten sein, und nam sich niemands weder des Unkenbrenners oder des schneiders an. Wie nun der pfaff sich seiner krucken nit weiter geprauchen kunte, dann der schneider [914] war ime zu nahe uf dem leder, hielt ine

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beim har und spante im gleichwol den bogen, so hielt er doch den schneider, so beschoren, bein oren und kretzt in ins angesicht, so böst er kont. Der strit weret also ain guete weil, mit höchstem lust und frewden aller nachpurn und zuseher. Letstlich, wie der predicant vermerkt, das alle

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welt ain vasnachtschimpf mit inen trib und seine krucken nit mehr gebrauchen könt, dann der schneider hets im abgelofen, do gedacht er uf weg, wie er des schneiders ledig megt werden. Derhalben erholt er sich und greift den schneider mit solchen listen an, das er im unversehenlich

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ein so grosen stoß gab, das der schneider sich nit lenger ufhalten kont, sonder in die weiten gasen dorthausen burzlet. Also war der pfaff nit links, wie er dem schneider diesen vorthel abgewonnen, mit hilf seiner magt oder ehefrawen, wer sie dann ist, do macht er sich geschwindt ins

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haus und schlueg die thür zu. Der schneider blib dausen. Dem manglt ein schuch und der rock, das hett der pfaff zu sich ins haus gerasplet, der huet war unegeferdt uf der gassen bliben. Was für ain wunderbarlichs groß gelechter hierauß von nachpurn und vil andern, so zugeloffen und

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zugesehen, entstanden, das mag ein ieder bei sich selbs bedenken. Der schneider het sein schuch und den rock gern gehapt, den wolt im der pfaff nit widergeben, sonder lag


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 488. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_488.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)