Seite:De Zimmerische Chronik 3 503.jpg

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die wardt von irer muetter zu Straßburg neben der eltern dochter, die des reichen Conrads Johanns sone het, erzogen, und war ainer sollichen fürbindigen schöne, das sie auch ein vil weisern und verstendigern zu einem thoren het megen

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machen. An dero het sich graf Bernhart also erliebt, das ire brüeder ime die zur ehe versprochen. Gleichwol das in aller stille zugieng und die heiratsabrede vermocht, das solichs noch etliche jar solt verborgenlich und haimlich gehalten werden, wie dann alte sprüchwörter, das kein weiser

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man kein kleine dorheit thue, auch, so ain alter zu einem narren gerathe, so übertrefe er umb etliche pfundt ain jungen gesellen. Sollichs alles wardt mit vorwissen und rath der fürnembsten, als des Buzers, Hedionis und anderer predicanten zu Straßburg gehandlt; die kunten dem gueten herren

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des helmlin[1] durch das maul streichen, beretten in auch dohin, demnach sie alle geheim der stat und des schmalkaldischen pundts wüsten, das in wenig jaren der krieg in religionssachen angeen, kaiser Carle und alle seine anhenger in deutschen landen vertriben würden, das evangelium frei

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gelert, auch alle, die dem selbigen anhengig, mit höchsten ehren begabt würden, uf mainung, als ob sie die sachen alsdann dahin richten welten, das er ain weltlicher bischof zu Straßburg sein sollte. Mit solichen giftigen schmaichl[924[reden und räthen bezwangen sie des fromen grafen verwundt herz,

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das tag und nacht nur an die von Bar gedacht, das er sich so weit vergaß und nit allain das weib nam, wie obgehört, sonder auch alle seine beneficien und gaistliche güetere hinweg gab. Und seitmals die oblegia und empter bei den tausendt guldin und darob jerlichen ertruegen, do bot er

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dem domdechant und seim brueder, graf Gotfridt Christofen, die resignation derselbigen ane umb drei tausendt guldin. Die underhandlung beschach durch herr Lorenzen Schwanen, war dozumal ein underschaffner uf dem stift. Der ließ sich zu allen seteln gebrauchen, und sonderlichen in sollichen

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handlungen und pratiken do kunt er wunderbarlich uf dem sail laufen. Nit mag ich wissen, was interesse derselbig pfaff darvon gehapt. Nun ist nit weniger, er het die resignation deren güeter umb ein guets höcher gegen andern seinen mitcapitularn bringen künden, aber er gab domals für, er

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gonte es seinen schwegern vor andern; ließ auch darbei


  1. helmlin] hs. hemlin.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 503. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_503.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)