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alles gedultigclichen leiden[1] und vertragen, wolt er anders nit ain ergers gewertig sein. Letstlich, als der kaiser hin reisen, do hat er ine passando und im fürgeen wider zu gnaden genommen und ime die handt, gleichwol über die

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achsel, gebotten. Was ime dann für hochmuet von den Spanier in seinem landt, die obgehörte drei bevestigungen inhetten, begegnet, dergleichen das wilpret in groser zall geschossen, das ist noch menigclichem bewisst. Damit het das groß fürnemmen ein ort, den pomerium[2] oder die

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landtschaft zu erweitern, und beschainet sich wol, das die gebew, so mit kirchen und grabstainen bevestiget, nit würig oder fürtreglich; dann wie lang hat der Asperg, wie lang Kirchen und Schorndorf gehalten? Die sein merthails von kirchen und grabstainen erbawen und sollichs so unverschempt, das

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auch die epitaphia und wappen der verstorbnen offen und unbedeckt gelassen. Gleicher gestalt auch die von Straßburg vor jaren auch gethon und uf iren newen gebewen und werinen dessen ein ehr haben wellen. Der herzog ist hernach anno 15[50][3] den [6ten des] monats [November] zu

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Tübingen gestorben und im Schombach begraben worden. Man sagt, es seie im von jugent uf weissagt worden, das er sölle zu Tübingen sein leben enden, welches auch ein ursach gewest, das er selten dahin kommen. Wenig stund darvor und er sterben sollen, hat er heftig mit den henden

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gefochten und gesprochen: »Weg! weg!« Nit mag man wissen, ob er sein gueten oder bösen genium gesehen hab, dann er ganz schwach, nit mer vil reden künden. Aber etliche mal soll er diese reden getriben haben und mit den henden, als ob er etwas, das im abschewlich, vor im sehe,

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abgewisen. Nach seinem absterben ist ein haimliche und grose frewd gewesen bei allen vernachpurten, zu dem seine diener und underthonnen ine übermeßigclichen gefürcht. Aber sein sone, herzog Christof, hats alles widerbracht und ist ain sollicher loblicher und gerechter fürst, das er vil aines

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höchern fürstenthumbs würdig were. Nit lang vor des alten herzogen absterben ist ain junger hirß, den bemelter herzog hievor uf der jagt gezaichnet und die oren geschlitzt, uf der Alb geschossen worden. Wie das der herzog erfaren, hat er dessen große beschwerdt getragen und uf den thetter


  1. leiden] hs. leid.
  2. pomerium] hs. poemerum.
  3. 15[50] diese und die folgenden ergänzungen nach Heyd a. a. o. III, s. 602—603.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 539. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_539.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)