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den, das man sich ainer empörung besorgen müeßen. Dorab hat der alt churfürst ein groß misfallen getragen und das den hessischen räten fürgehalten, mit bevelch, sie sollten iren herren anders underwiesen haben. Als nun die räth

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hernach irem herren dise unweis undersagt, do hat er gesprochen: »Iezundt bin ich für ein kinde und für ain jungen von euch gehalten, dem das und jenes nit wol anstee oder gepüre, aber wann lehen zu verleihen sein oder etwas ledig, alsdann grüesen ir mich als ewern landtsfürsten, so bin ich

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dann alt genug und gepürt mir dann sovil, als ir wellen.« Damit geschwaigt er die räth, das sie in nit mer straffen dorften und schandtrott vor im standen. Gleich baldt darnach wardt er seiner frechen und unverschampten reden von dem apt zu Fulden, war ain burggraf von Kirchberg user

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Meichsen, auch wider geschwaigt; dann als der landtgraf dem apt in ainem hön verwisen, wie er ime seine bulschaft oder liebhaberin het gebult, war der apt nit unbehendt, sprücht: »Herr von Hessen! Ewer Lieb haben mir ein schlechten schaden hiemit bewisen, ich hab aber wol

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manichem sein muetter gebulet (damit braucht er eben den terminum, wie der jung landtgraf het gethon) und habs im dennost nit gesagt.» Mit diser rede geschwaigt er den jungen man, das er das maul wüschte und ain anders anfieng, dann es war zu selbiger zeit allerlai geschrai von disem abt und

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der landtgrefin fürgangen. Also het der landtgraf mit seiner frechen red gelöst und muest schweigen. In diser wilden, ungezempten weis ist er uferwachsen, das er hernach allem deutschen lande zu schaffen geben hat. [952] Sein widerpart, herzog Hainrich von Braunschweig, nempt ine ain

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andem Catilinam. Das er aber in seinen schmachbüechlin[1] fürgibt, der landtgraf sei ein missgeburt, sei kain rechter landtgraf, sonder ains müllers sone und seie, das geschlecht zu underhalten, in kindswesen angenomen worden, das haben vil verstendiger leut nie glauben kinden; dann mit stolz,

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hochmuet, freffel, verachtung seins nechstens und in summa, in allen lastern ist er seinem vatter ganz anlich gewesen. Ich will der ufruren und enbörungen, so er in deutschen landen erregt, geschweigen. Er hat zwei eheweiber gehapt


  1. schmachbüechlin] s. darüber Rommel, Philipp der Großmüthige II, 439; Häberlin giebt in seiner Allgemeinen Welthistorie eine dankenswerthe zusammenstellung dieser streitschriften, s. band XII, 213 anm. und 285—293 anm.; s. auch Schade, Satiren und Pasquille I, 48—144.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 545. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_545.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)