Seite:De Zimmerische Chronik 3 573.jpg

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das er von eim ort zum andern drumlet. War an dem nit genug, er fiel die lang stegen mit dem wintliecht hinab, vom obristen biß zum understen, das ain groß getümel gab, zu dem die andern ufwartenden knecht und menigclich ain

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groß gelechter het und ain ieder wissen wolt, wem doch der voll knecht zugehörte. Wer war zorniger, dann doctor Jonas? dann er ie vermaint, es solt im von seinem diener nit beschehen sein. Letstlich muest er vor bosshait auch lachen, und kunt sein der graf auch wider spotten.

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Denselbigen tag hett der römisch könig Ferdinandt etlich chur- und fürsten uf das morgenmal berüeft, under denen dann auch der churfürst von Trier. Nun ließ sich graf Wilhelm Wernher nichs irren in solchen fellen, sonder thet der königlichen Majestat zu underthenigen ehren ufwarten. Indess

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kompt ain schalksnarr in den saal zu der taffel, wie dann laider gemainlich die grosen fürsten deutscher nation solch unnutz und schedliche leut erhalten und mit denen ir kurzweil und frewdt haben, so doch kaine schedlichere leut erfunden werden. Derselbig, als er sich seins erachtens was

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lecherlichs besunnen, kompt er zu der taffel und treibt seine bossen, deren doch die königlich Majestat, alsdann in aim andern proposito, wenig achtung gab, derhalben auch von andern hochs und niders standts wenig gelechters oder anzaig ainiges gefallens gespürt warde. Wie nun der

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schalksnarr befindt, das seine bossen nit sonders [967] angenem, ersicht er graf Wilhelm Wernhern beraupt und glatzet, ains grosen alters, in ainer langen schauben neben der königlichen Majestat ufwarten; sprücht er in grosem gespött: »Du alter doctor, was thuestu da? es ist freilich vil witz hünder

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dir verborgen.« Der guet graf, als er den öden schalksnarren so unverschampt und an aim schimpfen vernam, schampt oder entsetzt er sich dessen etwas. Das war dem churfürsten von Trier, auch andern fürsten an der taffel, die des grafen guete kuntschaft heten,

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ein lecherliche sach. Aber da dieselbigen vermarkten, das der könig ein groß misfallen, das der unnutz man also plauderte und den erlichen grafen also verspotten und verschemen welte, do dorft niemands lachen. Der schalksnarr markt wol, das im die bossen uf dizmal nit abgeen wolten

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und das menigclich ernsthaft war, vermaint, er welts alles widerbringen, gat den nechsten zum römischen könig und sprücht uf guet Österreichisch: »Du muest warlich nit mehr


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 573. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_573.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)