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gar user schleckerhafter weis gesen, sonder das er etliche jar, zuvor und ehe er mit todt abgangen, alle seine zene hat verloren und also kain flaisch oder gefügel oder auch ander harte speis hat beisen und niesen künden. Iedoch

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ist es nit die wenigest ursach zum grieß gewest. * [1483] Es hat disem grafen auch nit ain klaine stewr gethon zu seinem großen und beschwerlichen anligen leibs der überstark wein, den er gewon war zu trinken, wo er den ankommen mögt; dann da er ain ringen wein trinken

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mußt, pflag er den nur latzwein zu nennen, als ain wein, der nit über sich ins[1] haupt rüche, sonder gleich penetrirt und in latz schlüege; daher noch der schlecht wein, der sawer oder sonst gering, in unser landtsart von vielen nur latzwein wurt gehaißen. *

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Darumb ist er im jar 1547 vor herpstzeiten von Falkenstain, dohin er hernach nit mehr kommen, gezogen und hat sich mit der haushaltung geen Seedorf gethon, und wiewol das schloß daselbst ein alts gebew, auch in grosem abgang, nochdann behalf er sich, so böst er mocht. Er het alda

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vil gesellschaft von Rotweil, von Oberndorf und dann von den nechst gesessnen edelleuten, welches in dann zu vil überfluß ursacht. Kam dahin, das sich seine sachen gar zu üblen begunten. Also wolt er im selbs auch helfen, und ohne allen vorgehapten rath der arzet oder der verstendigen

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name er ime für zu baden. Er ließ im ein zeit lang zu Seedorf all tag ain badt anmachen von eim wasser im flecken, dess er beredt war, es solte ein schwebel sein; und wie hoch im das baden widerrathen, ihe mer im das geliebte. Warde doch ie lenger, ie böser, das er letstlichen

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not halben ufhören mueste, dann das corpus war vorhin nit gerainiget, dardurch letstlichen die humores im ganzen leib also bewegt wurden, das sie vom badt zum ußgang solten gefürt werden. Derselbigen überflissigkaiten aber waren so haufecht, das solch baden die nit ußzutreiben

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vermegte. Also satzten sich die hünder das ror; do mocht es kein außgang haben, der meatus war zu eng. Zu dem kame der reisent stain user der lenden und blater darzu. Was das für ain jammer, angst und not sei gewesen, ist bei eim ieden verstendigen wol zu erkennen, dann an solchen

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haimlichen örtern lauter nerven und die maist entpfindlich-


  1. ins] hs. inßt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 616. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_616.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)