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unzucht, wie man sagt, zugangen sein, so doch sie irer person halb dermasen beschaffen, das sie nackendt vil mehr eim monstro, dann eim weibsbildt gleichnet. Aber die alten böck thuen im nit anders. Solch unzucht hat ein rath zu

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eim solichen misfallen angenommen, das sie alle, die am danz gewest, sampt dem hospite turpitudinis eins tails mit der gefengknus, aber die ander, darunder dise Huttlerin auch aine under den fürnembsten gewesen, wol in seckel gestraft worden. In somma, wie das güetle herkommen

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und verdient, also hat es auch gefaselt, und wie man sagt, so ist der todten und auch der lebendigen diser Hutlerin halb verschonet worden. Und das die straf irenthalb mit einer geltbuß ist compensirt worden, dess haben die überigen mertail ir genosen, man het inen sonst allen ein

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offenliche schandt angehenkt irem wolverschulden nach. Die Huttlerin hat nach solichem in die erbarkait gestellt und ein wirt zu Rotweil genomen, genannt Steffan Wachter. Den hat sie etlich jar gehapt. Aber der kussmonat ist baldt ußgewesen, do ist es angangen: »Criminor[1] te,

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cratzinor a te, sonderlichen, als wenig gelt mer verhanden, von desswegen dann der Wachter sie genommen. Aber er ist gestorben, es were sonst noch ein seltzame ehe worden. Sie lept noch. Got waist, was er weiter durch sie würken. Ir eltester son, der gewisslichen eins münchs son sein soll

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userm closter zu Stain und zu Hülzingen gewonet, genannt Christof, ist priester worden und ain pfarrer im Breisgew under dem apt von Thennenbach. Der ander, Hanns Christof, hat ain organista sollen werden; damit hat er ein weib überkommen, die bei manchs bidermans son erkant, vil leger

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ire tag durchstrichen hat. Er ist mit ir hin und wider zogen, armseligclichen, ist letstlichen ain statschreiber zu Hornberg worden und endtlichen des vergangnen 1563 jars gestorben. Der dritt und jüngst son, Philip Christof, hat in seiner jugent begert gaistlich zu werden, darumb graf Wilhelm Wernher

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von Zimbern ime fürgeschriften und andere fürdernusen an apt Casparn von S. Blasien, auch an den apt von Altdorf im Edelsas gegeben. Aber do die hofnung seinethalber am bösten gewesen, hat er sich umbkert, und wie man sagt, das die stillen wasser, so sie ußprechen, schedlicher und

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nachtailiger, dann die röschen fließ, also, do meniglich ver-


  1. Criminor] s. Schade, Satiren und Pasquille II, 165, 12.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 627. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_627.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)