Seite:De Zimmerische Chronik 4 009.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


das es ime so wol ergienge. Darzu so sein, wie man sagt, die verlornen kelber des andern tags auch wider gefunden worden. Villeucht hat der münch Kobolt dieselbig nacht denen kelbern mit allem fleis in speculo foedido

5

nachgesehen und das der sach dardurch rath beschehen. Dises ist alles, wie gemeldt, zu Waldt im closter warhaftigclichen beschehen im jar anno 1547. Im selbigen jar, gleich zu anfang des winters, ist unferr von dem closter zu Waldt in eim dorf, haist zu der roten

10

Lachen, ain lecherlicher, gueter handel fürgangen. Es ist uf ein abendt spat ein landtfarer mit einer geigen und anderm plunder in ains pauren haus daselbs kommen und den pauren allain umb ein nachtherbrig angesprochen. Der paur hat im vergunt, in der stuben übernacht zu sein. Also

15

hat der guet landtfarer sein blunder von sich gelegt, die geigen an die wandt bei dem lotterbet gehenkt. Er ist aber, nachdem der paur sich nachts schlaffen gelegt, hünder warmen offen sitzen bliben, da ist er entschlaffen. Nun het aber der paur ein junge, ledige, gewachsne dochter, deren

20

nichs anders, dann ein schulthaiß in irem dorf manglt. Die het der knecht im haus den abendt, ehe der landtfarer kommen, in die kunkelstuben gefürt, wie dann im landt zu Schwaben also ein gueter, löblicher brauch ist, dardurch manichmal den jungen döchtern, auch etwann zu denen

25

zeiten, da sie noch die eselsschuch antragen, der pfiffis genommen wurt. Umb miternacht, als die compania in der kunkelstuben verstroben[1], ist die guet dürn mit irem Hensle, ires vatters ochsenknecht, wider haimkommen. Dieweil sie aber vom landtfarer, der hünder dem offen gesessen, nichs

30

gewisst, sein sie mit ainandern in die finstern stuben gangen. Nun hat dem jungen paurnknecht der wurm anfahen unrüebig zu werden, zudem im dozumal alle gelegenhait geholfen, namlich das sich die dochter so nahe und freintlich zu im schmuckt, auch das es finster und seins erachtens

35

sie allain waren. Dieses alles, wie iezgehört, nam er an die handt und zu guet, sprach die guet dürn umbs kappengelt an, und wiewol sie sich entschuldiget und im rauch zureden war et des terribles faisoit grimaces, iedoch befand der kerle ein linde und das ir nit fast ernst ware; derhalben

40

er ir noch ernstlicher anlag. Nit mag ich wissen, was er ir


  1. verstroben] hs. verstorben.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_009.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)