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weiber im badt hetten dise wort, daz der Ostertauf solte im krieg sein enthauptet worden, nit gehört, erschracken und vermainten nit anders, dann die non wer unversehens unbesünt worden oder ir sonst ain daubsucht zugestanden.

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Derhalben lief ir die alt non hinnach; deren volgten mertails der andern weiber, liefen ainandern also an der reihen nach, und wust doch niemands, warum. Die pauren in der mansbadtstuben, wie die den lerman under den weibern vernemmen, kunten sie sich darauß nit verrichten, liefen

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also nackendt in den niderclaidern der merertail auch den weibern nach. Die Ostertäufin aber, so voranhin lief, als sie die weiber und dann die paurn in sollicher anzal ir nachvolgen ersicht, besorgt sie in dem schrecken, man welle sie auch fahen. Derhalben, wie sie uf iren füesen jugendt halb

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genger, [1009] dann die andern beritten, lief sie inen allen hin. Nun waren aber etlich jung paurnknecht under dem haufen, die understanden sich, der nonnen den weg abzulaufen. Da het einer wunder gesehen, wie es im weiten closterhoff zu Waldt ein umbher hesieren und ain jagen wer

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gewesen, iez do, dann dort hinauß; das auch so lang hat geweret, dann die non lief so geschwindt, das sie niemands erlaufen kont. Letstlich wardt sie von den pauren und weibern im hof schier umringet. Iedoch brach sie auß, kam zum closter hinauß, sprang über ain zaun. Under den

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jungen pauren liefen ir zwen nach; von denen wardt sie zu letst in der frucht, die zimlich lang domals gewachsen, wider behamlet. Man sagt, sie seie im schrecken also nackendt von den paurnknebln in der frucht zimlich begrifen worden, und damit ist sie wider ins closter gangen. Sie hat der

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aptissin zu Waldt bekannt, sie hab nit anders vermaint, dann man welle sie fahen und ir den kopf auch, wie irem brueder, abhawen. Es ist nit allain[1] diser nonnen vom Hernnersperg beschehen, das sie so gar erschrocken, als sie unversehenlich ires brueders todt vernommen, sonder auch es ist

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ainer edlen junkfrawen, genannt Anna von Stockheim, in des edlen grave Reinharten von Solms frawenzimmer begegnet. Die hat ain brueder gehapt, der ist ir für war todt anzaigt worden und das er im krieg umbkommen. Sie hat sich umb den brueder ganz übel gehept und in ain ganzes

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jar clagt. Als aber das jar herum kommen, ist ir brueder


  1. allain] hs. alahin. WS: Im Druck ist irrtümlich die Zeile 52, anstelle 32 angegeben.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_012.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)