Seite:De Zimmerische Chronik 4 014.jpg

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nit reich sein, das hat sich in zimbrischen sachen vilfältig erwisen. Aber als die baid geprüeder ires absterbens bericht empfangen, hat der ein, graf Berchtoldt, als er keinen leibserben gehapt, alles sein ligends und vahrends guet

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seinen schwägern, den grafen von Mansfeldt, seines gemahls gebrüedern, bei gesundem und lebendigem leib übergeben und sich zu den selbigen verleibdinget, gleichwol er hernach nit lang gelept hat. Der ander, sein brueder grave Albrecht, dessen gemahl ein grefin von Stolburg, als er auch kain

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leib[1010]lichen erben, zugleich wie sein brueder, graf Berchtoldt, hat er sein weib und seine schweger, die grafen von Stolburg, auch zu erben gemacht; actum freitags nach Oculi anno 1549, und baldt darauf gestorben, uf pfingsten in iezermeltem jar. Hat sein brueder, graf Berchtoldten, nit umb

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vil überlept, gleichwol er gedachts seins brueders, graf Berchtoldten, verleibteilung vor seinem absterben widerfochten und das user etlichen ursachen nit guet haißen oder bewilligen wellen. Es sein die baid geprüeder, grave Berchtoldt und grave Albrecht, nie recht ainig gewest, sonder hat ie einem

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des andern sachen und wesen misfallen. Graf Albrecht wolt seim eltern brueder nur zu reulich sein, so war der dem andern zu karg. Wie sich grave Berchtoldt mit grave Ernsten von Mansfeldt dochter[1] vermehelt, ward er desshalben von seinem brueder, graf Albrechten, angesprochen, gleich

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des andern tags nach der hochzeit, uf mainung, als ob er die vergangnen nacht den hochen stift Straßburg hette verheirat. Gleichwol es an der probation nit manglt. Aber graf Berchtold verlachts und ließ es ain rede sein. Also sein die baid gebrüeder mit todt abgangen und hat iren

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kainer irer schwester, fraw Apolonien, dochter, der grevin von Zollern, iren legitimam, wie das die rechtsgelerten nennen, sonder allain 1000 gulden vermacht. Hierauf grave Jos Niclas von Zollern, als er nach baider gebrüeder absterben aller sachen, auch graf Albrechts von Hennenberg testament

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bericht, do nam er sich der handlung von wegen seines gemahls an, practiciert mit seinem schweher, grave Gotfriden Wernhern, das er sich von seiner dochter wegen der sach auch annemmen, die rechtfertigung in gleichem costen, zu gewin und zu verlust, füeren welte. Aber der alt herr war

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oftermals gehetzt worden und hingeloffen, wolt sich des orts


  1. dochter] hs. döchter.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_014.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)