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ie, dieweil er nit bei im sein, sonder nur in krieg welte, erschossen würd. Das beschach, und fürwar, so ist es nit guet, so ain vatter oder muetter die kinder also ungüetig ußsegnet oder inen args winschet, dann es selten wol

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gerath. Dess haben wir vil exempel, auch bei vil wenigers stands, die ich darumb zu denen fürnemmen grafen nit will oder beger zu vergleichen. Bei unserer vätter zeiten do ist der letst Pfauser[1] von Norstetten (sein ansehenliche und alte edelleut vorm Schwarzwaldt gewest) zu einem nachrichter

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worden, allain der ursach. Der jung Pfauser hat zu Tübingen uf der hochen schul studiert und den gradum magisterii annemen wellen. Darzu hat er seins vatterns hilf bedurft. Der ist hiemit ganz übel zu friden gewest, und dieweil das ain costen erfordert, den der alt nit gern erlegen, hat er

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zum son in ainer ungedult gesprochen, er soll darfür ein nachrichter werden, so sei er auch ain maister, so meg im dasselbig handtwerk auch eintragen. Damit hat er den son von ime abschaiden lasen. Der ist von wegen der ungeschickten rede seines vatterns in sich selbs gangen und so

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hoch zu herzen genommen, das er zu aim nachrichter worden. Aller erst hat es sein alten vatter, den rauhen Scytham[2], gerowen, aber zu spat, und wie man sagt, hat es im die tag seins lebens hernach bekürzet. Also auch bei wenig jaren hat ein würt zu Schaffhausen sein sone im abschaidt

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ußgesegnet und ime gewinscht, das er erhenkt werde. Das ist in kurzer zeit darnach beschehen; dann der son ist under ein böse geselschaft kommen, von denen er verfüert, gestollen und mit inen selb fünft zu Reinfelden gefangen und erhenkt worden. Als das sein vatter bericht, ist er baldt

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hernach vor kommer und laidt, wie billich, gestorben. Man sagt ain tyrannisch stuck vom edelman zu Reinfelden, der also unmültigclich gehandlt. Grave Jörgen Ernsten, gleichwol er ein wunderblöder, kranker herr, den verheirat er, hat aber uf heutigen tag kain erben. Die andern zwen, graf

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Hanns und graf Christof, sein im gaistlichen standt abgestorben. Grave Poppo, der jüngst, hat den gaistlichen standt verlassen und sich auch verheurat, aber man versicht sich keiner erben bei im, so wenig als bei seinem brüedern, graf


  1. Pfauser] Johannes Pfuser von Nordstetten war abt in der Reichenau; s. Gallus Oheims Chronik der Reichenau (bibliothek des litterarischen vereins LXXXIV) s. 27, 6 ff.
  2. Scytham] hs. Sytham.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_020.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)