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nit weiter fragen, dann ich in ander weg und mermals erfaren, was solchs gespenst und teufelswerk vermag, so man zu unzeiten darvon reden thuet. Anders vil, das mir also alda begegnet, will ich bleiben lasen, es were ein besonders

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capitel darvon zu machen. Graf Johann Wernher hat nichs darum geben, dem gespenst geflucht und sein gepolder und wesen treiben lasen, hat sichs nit angenommen, zu achten, das gespenst hab in seiner überauß zornigen und wunderseltzamen weis halb entsessen und derhalben dester weniger

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plagen angethon. Der doctor, der vilmals von Rotweil zu der grefin geen Seedorf kommen, der war bei wenig jaren darvor bei Haidelberg herauf gezogen. Sein weible war ganz geschnepper und gefiel ir das weschen gar nit, wie zu Rotweil der sitt. Het die weiber zu Rotweil ie gern

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underwisen den geprauch, wie am Reinstram geweschen wurde. Darumb, wie dieselbigen in der Ow wuschen uf etlichen prittern oder prugginen im Necker, do stand die docterna zu inen uf ein pritt und wie sie anfacht, uf ir manier zu weschen, sprechendt: »Also wescht man zu

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Heidelberg«, so gnepft das pret ungeferdt mit ir; darmit wardt sie so trümlig, das sie überabfiel in Necker, mit grosem gelechter aller zuseher. Also underliesen die andern weiber nit, zu ir ins wasser zu watten und zogen sie und irn weisen, newen underbelz wider herauß. Sie wolt hernach nit

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mer weschen nach haidelbergischer art, dann sonst het sie iedesmals ein newen belz müesen haben; den het ir villeucht der doctor nit kauft. Es het sonst zu selbiger zeit ein apoteker zu Rotweil, hieß . . . ; der war im geschrai, als ob er nit gesundt wer underm hütlin. Der war uf ein

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zeit ußgeritten; als er aber im herumraisen unsaubere stiffel, wolt er dieselbigen seubern. Darum standt er vom ross, zoch das an der handt und gieng damit durch den Necker watten. Nun vermaint er aber nit, das der Necker so tief solt sein. Wie er aber wol hinein kompt, so felt er hinab

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ins waser biß an die waiche, also muest er gar hindurch watten und het nit allain die wisten stiffel, sonder auch geseß darzu geseubert und erweschen. Ich glaub, da in das burgrecht zu Rotweil nit salvirt, er wer diser ainigen that halben fürs schemmengericht[1] geen Meringen citiert wor-


  1. schemmengericht] von schem = maske, wie schembart, also = narrengericht, ein an der fasnacht gehaltenes gericht über drollige vorkommnisse des verflossenen jahrs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_036.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)