Seite:De Zimmerische Chronik 4 038.jpg

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chreftig erfaren. Der tausentlistig ist ein verfürer nit allain der jugent, sonder auch vil mehr der allerweisesten und deren, die sich am maisten zu wissen und erfaren zu haben bedünken. Solche erkundigung, die schetz zu suchen, ist

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nit allain zu Seedorf beschehen mit einer hesslin rueten, die gezweigt[1] von oben herab biß unden uf den boden, das die gabel ufgeschlagen, sonder auch zu Mösskirch im undern hof, dergleichen im obern schloß, im alten marstal und in der alten capellen. Zu Falkenstain wardt auch mit allem

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ernst gesucht. Es kam ein abenteurer[2] dahin, so mit der schwarzen kunst umbgienge; der beschwur ain gaist, daz er sich in eines jungen knaben daumennagel erklert und wunderbarliche ding zaigt, insonderhait von einer druchen, in einem keller eingemaurt, und wie die maur am selbigen

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ort bezaichnet wer, das sich darnach erfandt mit der bezaichnung; item was in der truchen. Als man aber hernach weiter der truchen wolt nachsuchen, do fandt man nichs, und ich glaub für war, es habs der gaist daselbst widerumb verruckt, wie man dann gründtlichen waist, das solichs

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vilmals beschicht, als ich dann ain priester kent, war pfarrer zu Oberndorf und hieß maister Petter Keufelin, ein warhaftiger man, von dem ich gehört, das er anno 1534, wie herzog Ulrich von Würtemberg das lande widerumb einname und allenthalben von wegen des kriegsvolks unsicher,

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auch zu besorgen, sie mögten zu Oberndorf auch unversehenlichen einfallen, sein barschaft und was er guets gehapt von silber oder anderm, in ein trichlin hab gethon und solchs für die stat hinauß in seinen pfarrgarten under ain paum vergraben, solchs auch bei fünf oder sechs wochen, biß das

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kriegsvolk wider verloffen und fridlich sei worden, darin gelasen. Do sei er darnach wider in garten kommen, solchs außzugraben, aber er habs under dem paum nit gefunden, sonder bei ainer gueten clafter oder weiter darvon, daz es vom paum und dahin ers begraben, verruckt sei gewesen,

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und hab schier daran verzweiflt, das er [1024] solchs nit mer finden werde, besorgendt, er sei von etwar zuvor verkundtschaft, ime das veruntrawt, hab im den vogel userm


  1. gezweigt] so wohl, hs. gezaigt; über die beschaffenheit solcher glücks-oder wünschelruthen s. Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben I, 338, nr. 569.
  2. abenteurer] über die Onychomantie s. des Gervasius von Tilbury Otia Imperialia, herausgeg. von Felix Liebrecht, s. 73 anm. 9; die literatur darüber verzeichnet Düntzer in Scheibles Kloster 5, 118.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_038.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)