Seite:De Zimmerische Chronik 4 050.jpg

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stichling, das mueß ich von deinen wegen leiden! ich solt ein messer in dich stechen!« Dergleichen hab sie manichmal, so sie dem kindt ein brei gekocht, ußer zorn und gift kalch oder weise ab der wandt uf den brei geschaben. Noch

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hat der allmechtig das kindt behüet, das im soliche untrew nichs geschaden, dergleichen sie, die saugamma, auch, das diese untrew, wie sie noch verhanden, nit von ir sein ußkommen, dann ir sonst im abzug übel were gewartet worden und zum wenigsten für recht were gestellt worden.

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Solche böse stuck warden domals vom andern gesündt verhelinget, das sie nit fürkomen, biß sie hernach anderer unschick halb [den abschied erhalten][1]. Man schreibt, das vor vil jaren einem landtgrafen von Leuchtenberg ain junge dochter von irer aignen saugamman von neidts und haß

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wegen sei umbbracht worden. Derselbig landtgraf hieß Ernst; den het kaiser Ludwig der güetig zu eim landtvogt geen Laufen an Necker verordnet, dieselbig landtsart zu regiern. Von seiner gemahl, fraw Fridburgen (die man doch nit waist, wer sie vom geschlecht gewest) überkam er ein

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dochter, genannt Regiswindis[2]; die wardt von inen biß in das sibendt jar erzogen. Nun het desselbigen frölins saugamman ein brueder am hof, der wardt von seins übelhaltens wegen hart gestrafft. Das fast die saugamma so hoch zu gemüet, das sie ir endtlich fürnam, bei ehister gelegenhait

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sich desshalben an dem jungen frölin zu rechen. Unlangs hernach schickt es sich, das landtgraf Ernst und sein gemahl über landt raisten und etlich zeit ußbliben, doch ir dochter und etlich gesündt anhaimsch liesen. Hiezwischen überwandt der bös feindt und der zorn die saugamman, das

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sie das unschuldig frölin in einer furia erwüscht, im die gurgel abschnit, auch den todten leib zum schloßladen hinauß übern felsen in Neckerstrudel warf, verhofft, es solt zu boden fallen und damit das mordt verschwigen bleiben. Aber Got wolt nit, das es beschehe, und schwam der leib

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übersich, wardt auch gefunden [1031] und begraben. Hernach sein vil wunderzaichen bei disem grab beschehen. Da-


  1. den abschied erhalten] so etwa dürfte der unvollständige satz zu ergänzen sein.
  2. Regiswindis] über das lehen der h. Regiswindis s. Acta Sanctorum, ed. Bollandus, Julius, tom. IV, 90—96; Beschreibung des Oberamts Besigheim s. 276 ff.; Stälin a. a. o. I, 238 ff.; Potthast, Bibliotheca historica s. 866. Daß deren vater ein landgraf von Leuchtenberg gewesen sei, gehört der sage an.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_050.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)