Seite:De Zimmerische Chronik 4 056.jpg

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ein ort geschlaift und mit stro bedeckt worden. Hiezwischen wunderbarliche rettung beschehen, damit die kirch und andere nechst umbgelegne heuser sein erhalten worden. Der zugedeckt cörpel hat von den hunden nit megen errettet

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werden, die dem geschmack nachgeloffen, oder villeucht so hat der allmechtig nit wellen, das ain sollich wunderwerk oder ungewonliche sach verborgen blib; dann wie die hundt user im gefressen, hat man sichtbarlichen gesehen, das ein todte und zu gleich dem cörpel gebratne krotten im userm

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leib gefallen. Das haben vil erlicher, warhaftiger leut gesehen, die darbei und darmit gewesen. Der leib ist begraben worden. Wie im nun die krotten in leib kommen, oder ob es warhaftigclichen ein krotten gewesen, das waist der allmechtig, dem nichs verborgen. Wie nun das feur

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widerumb gestillt, das sich doch biß nach mitternacht verzoge, ließ der alt herr vil kuntschaft darauf machen, wer doch an der unmentschlichen that schuldig, das man den armen, unsinnigen man also ellendigclichen het verderben lasen, dem man doch anfangs so wol het künden darvon

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helfen. Aber es warde vertuschet und wolt niemands dessen schuldt haben. Also blib es ersitzen und wardt niemands darumb gestrafft. Es standt aber hernach über acht monaten nit an, do kam der sterbendt uf den herbst geen Rordorf, anno 1551; der weret gar nahe ein ganzes jar. Es sturben

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[1034] ob den hundert personen, denen man nit gehelfen mocht. Mitlerweil war es zue Mösskirch, auch in allen umbligenden flecken an dieser krankhait frei, das niemands daran krank wardt, geschweig, daz etwar hieran gestorben. Es hets menigclich für ain wunderwerk und sondere straf von

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Gott, das derselbig die ungetrewen und unmentschlichen leut allain, als die, so die straf verdienet, welte haimsuchen; iren durch die ordenlichen obrigkait were verschonet und überhept worden. Es wardt durch graf Gotfridt Wernhern und seine amptleut, sovil müglich, versehen, das die

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Rordörfer in irem dorf bleiben muesten, und solt niemands zu inen wandlen. Darumb waren teglichs etlich personnen verordnet, die uf der höche gegen Rordorf zu bestimpter zeit warten solten, damit, was den Rordörfern angelegen, das sie in die stat nit geen dorften; den warden ire sachen und

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anligen durch die verordneten angehört und verricht. Dergleichen wardt inen ain priester, hieß herr Christof Schauzman und wardt ein geporner Mösskircher, verordnet. Der


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_056.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)