Seite:De Zimmerische Chronik 4 071.jpg

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zu wider, do muest ers seins undanks underlassen. Wer im dester verdienstlicher gewest, da er sich dessen mit gueten [1042] willen het enthalten. Hernach do ist der new glauben in wenig jaren also eingerissen, das[1] die assessores und

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procuratores ohne underschaidt sein angenommen worden, sie seien gleich, wess glauben sie wellen. Aber wie man sagt, so künden sie sich zimlich wol mit einandern vergleichen, es last einer den andern bleiben und glaubt ein ieder, was er will oder verhofft zu verantworten. Die andern treiben

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ir gespöt darauß und sprechen: »Die Catholischen essen mit uns das fleisch[2], so feiren wir mit inen.« Also findt man allenthalben Epicuros, het schier gesagt, atheos oder impios, die user dem, das von unsern altfordern so gotzförchtig, christlich und löblich ist angesehen worden, ein lauters

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fassnachtspill machen. Aber man mueß ain ieden das sein verantwurten lasen. Dozumal do warnet der cammerrichter sein schwager, landgraf Jörgen, ganz getrewlichen, mit pit, er welt sich in solche sorgcliche und geferliche sachen mit dem marggrafen nit einlasen; war im darbei anzaigen, was

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darauß ervolgen mögte, wie auch in wenig zeit hernach beschach, dann es beharret der landtgraf bei dem marggrafen. Mit dem kam er auch in den handel mit den bischöven, under denen der von Würzburg sein lehenher war, und wie die schanz umbschlueg, das der unnutz marggraf verdarb

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und vertriben, do wardt im vom bischof, seinem lehenherrn, auch gestriglet und schier alles genommen, was er het. Man sagt, es seien wenig fürsten im reich gewesen, die ein sollichen vorrat an wein und früchten gehapt; auch von hausrath, silbergeschier, clainottern und tapissereien ist es ein

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überflus gewesen. Das alles ist mit einer merglichen parschaft hingangen. Es schickt grave Wilhelm Wernher kurzlichen darvor des landtgrafen gemahl, sie war ain marggrefin von Brandenburg, einen der schönen, grosen papagei von allerlai farben. Wie der wurt presentiert und in die

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landtgrefin zu ir nimpt, ergreift er ain schöns clainot, wardt ob den 100 gulden wert geschetzt, das die fürstin am hals het hangen; das zerbeist er, zermelt die bösten stain darin zu trimmern. Das wurdt für ein unfelligs zeichen geachtet. Dieses alt herkommen der edlen landtgrafen von

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Leuchtenberg get bei unsern zeiten auch dahin. Landtgraf Jörg hat


  1. das] hs. da.
  2. fleisch] hs. fleis.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_071.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)