Seite:De Zimmerische Chronik 4 099.jpg

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hapt; dann welcher vermaint, unbillicher weis beschwert zu sein, der ist zu im kommen und im sein anligen clagt. Die hat er alle gnedigclichen gehört, auch die nachgendts mit gnedigem und vätterlichem rath wider von ime abschaiden

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lasen. Uf ein zeit kam abermals derselbigen einer, war ein zimmerman von Oberndorf, genannt der Cusi. Der bat ine, sein getrewer fürsprech zu sein gegen seim herren, graf Froben Christoffen, von wegen nachlasung etlicher schulden und anders. Nun stande aber ohne geferdt des graven

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vetter, bemelts Cusis herr, zugegen; das wuste der Cusi nit und kant sein aignen herren nit. Also thette im der alt herr das wort ganz getrewlichen gegen seim vettern. Wie das beschicht und der Cusi sein aignen herren für ein mösskirchischen amptman ansicht, so zeucht er ußerm ermel

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ein par digner pratwürst, die schenkt er dem alten herren zu einer dankbarkait. Der graf erschrack, nam doch die würst, entschuldiget sich gleich gegen seim vettern, damit er nit gedechte, als ob er sich von pauren bestechen [1057] ließ. Wie aber der Chusi vermarkt, das sein herr zugegen,

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dauset [er][1] wider hin, darvon under den herren ain groß gelechter entstande. Iedoch haben disen Cusi die bratwürst umb sovil geholfen, daz im uf pit graf Wilhalms Wernhers ein groser nachlaß beschehen, nemlich bei zwelf malter früchten, dann er zuvor den zehenden zu Oberndorf nach

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seinem anzaigen vil zu hoch bestanden und sich übersehen, aber die würst, wie gehört, halfen im wider hinzu. Und nachdem der graf war all sein tag ein gotzförchtiger herr gewesen, hat er ein geprauch an ime gehapt, vil des tags zu betten, alle tag am morgen sein buß. Darzwischen hat

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er nichs geredt; waver im aber begegnet, das er ie reden müesen, so hat er die bueß von newem angefangen zu betten. Seine tegliche gebett sein gewesen ein Confiteor, In te domine speravi, Miserere, Pater noster, Ave Maria sampt vier collecten de sancta Trinitate, In quinque vulnera,

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1 Salve mit dem offertorio. Uf den abent, so man das Ave Maria geleutet, hat er drei Ave Maria, wie gepreuchlichen, gebettet und nachgendts ein Pater noster und Ave Maria, das der allmechtig sein fraw mueter sellig erhöre, eins, daz er ein glücklichs und selligs ende erlange, eins für seine

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zwo gemahln, die landtgrefin von Leuchtenberg und die


  1. er] fehlt in der hs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_099.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)