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ire burgermaister und andere empter besetzen, sich dahin zu thon und von gueter nachpurschaft wegen frölich mit inen zu sein. Eins jars, als er abermals uf solche zeit hineinkompt und zu den ehrenmäler nach altem prauch uf die

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herrenstuben geladen wurt, war ein Rotweiler hauptman, ein bloer Schweizer mit den gelen füesen, zugegen. Als man von der stuben nachts spat abschide, ersieht er zwen diener, so uf den grafen warteten und die baide ganz kurze, kleine mendlin waren, der ein Balthasar Riester, der ander

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Groß-Hanns genannt. Derselb kunte sich gespais nit enthalten und sprücht: »Nun hab ich alle mein tag kain herren mit so kurzen dienern gesehen.« Do war der ain diener, Balthasar, nit unbehendt und in eim umbstandt viler antwurt er und sagt: »So habt aber ir gar keinen diener, der

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euch ufwarte, er sei gleich kurz oder lang.« Die geschwindt rede dieses dieners war menigclich lächerlich und angenem, und der groß hauptman Lumplin, der gern gehawen oder gestochen het, ward wol darob verspottet und verlacht. Also hat graf Wilhelm Wernher vil jar in gutem friden und

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rhue gehauset. Gleichwol, neben dem daz in der allmechtig also mit beharrlicher gesundthait und anderm glücklichen zustande gnedigclichen versehen und begapt, daz man under vil tausendt mentschen kainen dergleichen gesunden und rüebigen man in so grosem alter findt, so sein im doch

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drei sachen bei seinen letsten zeiten begegnet, die in nit wenig bekömert haben: Erstlichs, wiewol er vor vil jaren im verkauf des zehendes zu Tuningen die collatur der caplonei im schloß, die sein brueder, graf Johanns Wernher, vor etlich jaren denen der stat Rotweil sampt den dörfern Zimbern,

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Villingen und Dalhausen verkauft, wider zu handen gepracht, wie er dann noch diser zeit ein caplon uf solcher pfrundt, so haben sich iedoch seither die von Rotweil merken lasen, das sie im solch jus patronatus oder collatur der caplonei nur sein lebenlang gestendig, hernach werde inen die zu

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verleihen zugehören. Dise calumnia beschwert den grafen nit unbillich, dann er vermaint, er hab mit abtragung etlicher schatzungen gegen kaiser Carln und sonst vil mehr umb ein gemaine stat Rotweil verdient, dann daz sie seinem stammen und namen diese pfrundt nach seinem absterben

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enziehen, insonderhait dieweil sie im die gerechtigkait zuvor,

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_106.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)