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zu der andern compania[1] auch gehört hat, und dieweil derselbig allain gewesen, do ist er erkecket und hat in gefragt, was das für ein haufen leut seien, die unlangs alda fürzogen. Derselb hat im geantwurt, es seie das wueteshere. Do hat

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er in abermals gefragt, wer aber der seie, so das mager pferdt an der handt füere und dem das gederm über das ross hinab hange. Do hat er widerumb gesagt: »Es gehört dem von Seckendorf zu«, damit hat er in, von Seckendorf, mit dem taufnammen genempt, »der soll von dem von

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Erlikom, seinem feindt, uf eim solchen weisen, mageren ross von heut über ain jar gewisslichen erschossen werden, und im wurt sein gederm also userm leib über die claider und das pferdt herabhangen.« Der von Seckendorf, als er sich hört nennen und das er der sein, der also von seinem

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todtfeindt jemerlichen solte umbgebracht werden, erschrack er nit wenig, und wiewol er wenig gern noch mer gefragt, so wolt doch der ander lenger nit bleiben und zohe den andern nach. Der von Seckendorf het den hasen im busem und rit widerumb haim, gieng in sich[2] selbs und nam diese

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abenteurer so hoch zu herzen, das er im endtlichen fürsatzte, ein sinn zu erdenken, damit er eim sollichen jämerlichen todt und insonderhait seinem todtfindt [1079] entpfliehen megte; übergab er den nechsten freunden seine güeter, nam ein klains badtgelt mit sich. Damit kam er geen Maulbronnen

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ins closter[3] und wardt ein convers oder laienbrueder, wie mans nempt. Seitmals aber er sich nit zu erkennen gab, do wust auch niemands, wer er ware. Er blib im closter etliche zeit, und so etwar frembder kam, ließ er sich nit sehen. Letstlich aber verhoffte er, Erlikom were todt oder

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het sein vergessen, und da er gleich noch lebte, so würd er in doch, sonderlichen in dem habit und beclaidung, nit wol erkennen. Darumb wardt er ie lenger, ie freier, ließ sich zum oftermal für das closter hinauß. Aber Erlikom het wol vernommen, das in Seckendorf gewichen und in

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ferre in ain closter begeben het. Derhalben raist er von eim closter in das ander. Uf ain zeit und auf den tag, als das jar herumb, das er, von Seckendorf, zu Maulbronnen gewesen, unerkannt und gar sicher seiner sachen, do füegt sich user der verhengnus Gottes, das der Erlikom geen


  1. compania} hs. copania.
  2. sich] hs. sichs.
  3. ins closter] vgl. die folgende erzählung s. 127, 22 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_126.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)